Nicht nur in der Josefstadt kommen die Parkzonen speziell für Anrainer gut an.

Foto: Regine Hendrich

In einigen Gassen des Untersuchungsgebiets wurden mehrere Stellplätze umgewandelt.

Grafik: DER STANDARD

Wien - Carl Benz und Gottlieb Daimler mögen herausragende Ingenieure gewesen sein, ihr Erfindergeist hat der Nachwelt aber auch einiges eingebrockt: zum Beispiel den Umstand, dass herumstehende Autos in Wien heute schon eine Fläche verbrauchen, die in etwa so groß ist wie 1400 Fußballplätze. Um die Parkmisere zumindest für Anrainer zu mildern, werden jetzt in den inneren Bezirken tausende neue sogenannte Anrainerparkplätze geschaffen.

Wie der STANDARD berichtete, hatte die grüne Verkehrsstadträtin und Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou vor einem Jahr ein entsprechendes Pilotprojekt mit rund 170 Parkplätzen im 6., 7. und 8. Bezirk für die Anrainer gestartet. Wer dort wohnt und ein Parkpickerl hat, kann sich am Bezirksamt einen zusätzlichen Parkkleber abholen und in ausgewiesenen Zonen sein Auto abstellen. Die Zonen sind außerdem auch für Behindertenfahrzeuge reserviert.

Umwandlung bei massiver Parkplatznot

"Es hat nur positives Feedback gegeben", sagte Veronika Mickel-Göttfert (ÖVP), Bezirksvorsteherin der Josefstadt, in einem ORF-Wien-Interview. Deshalb soll das bestehende Angebot erweitert werden. Bis zu 20 Prozent der Stellfläche dürfen bei massiver Parkplatznot zu Anrainerparkplätzen umgewandelt werden. Ursprünglich waren nur zehn Prozent erlaubt. So soll es künftig allein im 8. Bezirk rund 1000 solcher Parkplätze geben.

Alle anderen Bezirke innerhalb des Gürtels ziehen nach, können aber noch keine konkrete Auskunft zu den angedachten Straßenzügen geben. Am Alsergrund ist man einen Schritt weiter: Rund um die Volksoper und das Wuk kommen Anrainerparkplätze.

Citychefin will mehr

In der City wiederum sollen rund 2400 entstehen. Das geht Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel (ÖVP) aber nicht weit genug. Sie fordert sogar, 50 Prozent aller Parkplätze für Anrainer zu reservieren.

Außerhalb des Gürtels sehen die Bezirke hingegen kaum Notwendigkeit dafür. Es gebe genug Platz für die Bewohner. Nur im 12. Bezirk gibt es den Wunsch der Bewohner, auch in Hetzendorf Anrainerparkplätze einzurichten. Das geht aber derzeit nicht, weil Anrainerparkplätze nur dort erlaubt sind, wo es auch ein Parkpickerl gibt. So will es die Straßenverkehrsordnung, da Anrainerparken nur als Zusatzmaßnahme angewendet werden darf.

Um Anwohnerparkplätze einzuführen, müssen die interessierten Bezirke aktiv werden und Gebiete vorschlagen. Möglich sind nur Areale, wo der Parkraum zu mindestens 90 Prozent ausgelastet ist. Der 20-Prozent-Anteil ist ein Maximalwert. Falls gewünscht, können auch weniger Stellplätze reserviert werden. Gibt die Behörde für das Ansinnen grünes Licht, werden die entsprechenden Verkehrsschilder aufgestellt. Die Kosten dafür - laut Angaben aus dem Büro Vassilakous zwischen 200 und 300 Euro pro Stellplatz - müssen die Bezirke dann selber tragen. (red, DER STANDARD, 24.7.2013)