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Zwei Galerien in Salzburg, zwei in Paris, in Asien eine im Werden: Thaddäus Ropac, einer der Global Player am heiß umkämpften Kunstmarkt.

Foto: apa/HANS KLAUS TECHT

Salzburg - Manchmal ist es pures Glück, wenn einem die kalte Schulter gezeigt wird. Zum Beispiel: Thaddäus Ropac, heute einer der großen Player am internationalen Kunstmarkt, mit Wohnsitzen in Salzburg, Paris, New York und auf einer griechischen Insel, mit 60 Mitarbeitern, vier Galerien - zwei in Salzburg, zwei in Paris - und auf Expansionssprung in den asiatischen Raum, wo im Frühjahr 2014 die fünfte Galerie eröffnet werden soll. Wo? Streng geheim.

Anfang der 1980er-Jahre sah es nicht so rosig aus. Jung, unerfahren, aber voller Tatendurst fahndete er damals in Wien nach seinem ersten Galerieraum, weil er von Joseph Beuys mit dem Kunstbazillus infiziert worden war, und wurde in Maria am Gestade für schlappe 4000 Schilling (nicht ganz 300 Euro) monatlich fündig. Doch eingesessene Kolleginnen und Kollegen verdarben ihm die gute Galeriegründerlaune: "Sie ließen mich wissen: Auf einen wie dich haben wir nicht gewartet. Doch als mir Kokoschkas Die Schule des Sehens in die Hände fiel, erkannte ich die Ähnlichkeit zwischen ihm und Beuys." Also auf nach Salzburg.

Über einem Army-Shop richtete er in der Kaigasse 1983 auf 60 Quadratmetern seine erste Galerie ein. Seine vorläufig letzte Galerie, die er 2012 in acht aufwändig renovierten Fabrikshallen im Pariser Nordosten installierte, misst fast 5000 Quadratmeter. Blieb in den Salzburger Anfängen ein Bild des New Yorker Malers Jean-Michel Basquiat im engen Stiegenhaus stecken, passen heute die gigantomanischen Anselm Kiefers spielend in die Ropac-Kunsthallen in Salzburg und Paris.

Als er an der Seine übrigens seine erste Galerie 1990 im Marais-Viertel eröffnete, schwärmte Le Monde vom internationalen Flair des kunsthändlerischen Neuzugangs. Ropac war damals gerade einmal 30 Jahre alt und seit sieben Jahren am Kunstmarkt zugange. In Salzburg hat er 1987 seine zweite Galerie in einer Villa in der Arenbergstraße eröffnet, später sollte er beide Standorte schließen und stattdessen die Villa Kast am Mirabellplatz und, 2010, eine 2500 Quadratmeter große Halle am Salzburger Stadtrand eröffnen.

Längst schaut er nur mehr im Festspielsommer vorbei, schließlich passieren in Salzburg maximal zehn Prozent der Aktivitäten. Dass er, Bub aus bescheidenen Verhältnissen, als Paradegastgeber der Festspiele in den Gesellschaftsspalten gefeiert wird: "Vorbei!", sagt er. "Natürlich freut einen Beachtung - man braucht ein gewisses Alter, um zu wissen, dass man sich auch zurückziehen muss." Zwar wird in seiner Villa Kast unter allerhand Promi-Aufmarsch alljährlich das von Montblanc gesponserte Young Directors Project gefeiert. Aber seine von Markus Sittikus für den Erzbischof von Hohenems erbaute Privatvilla Emslieb in Hellbrunn sei nun weitgehend seitenblickfreies Rückzugsgebiet für Künstlerfreunde und Festspielstars.

Anlässlich seiner 30-Jahr-Feiern ein frommer Wunsch, internationale Magazine haben sich für Fotostorys angemeldet: Denn seit er Kunst nicht nur verkauft, sondern auch selbst sammelt, ist Emslieb ein kleines, atemberaubendes Privatmuseum geworden. Sogar der Pool wurde von einer Künstlerin, Sylvie Fleury, gestaltet: "Meine Chance ist, bei Künstlern, die ich seit 30 Jahren begleiten darf, Werke einzubehalten." Zusatz: "Seit ich es mir leisten kann."

Künstlerpflege statt Verkauf

Gut erinnere er sich an seine Anfänge, als es ums blanke Überleben ging. Zeichnungen von Beuys etwa kosteten damals um die 7000 Schilling (rund 500 Euro), "doch nicht einmal das konnte ich mir leisten. Und auch nicht verkaufen!"

Beuys, dessen Witwe Eva mit Ropac in Sachen Nachlass eng kooperiert, verschaffte dem gebürtigen Kärntner den Erstkontakt zu Andy Warhol, der wiederum nahm ihn mit zu Basquiat, und der schleppte ihn zu Keith Haring. Es folgten Jasper Johns, Roy Lichtenstein, Robert Mapplethorpe, Francesco Clemente, Carl André, Georg Baselitz, Gilbert & George, Anthony Gormley, Tony Cragg, Kiefer, Richter, Polke, Koons. Die Elite. Nachlassverwaltungen. Auch Neuentdeckungen, etwa im arabischen Raum. "Eine Galerie ist tot, wenn sie keine neuen Künstler mehr ins Programm nimmt." Nun fährt er seine Antennen vermehrt im arabischen und südamerikanischen Raum aus. Nach zähen und gewinnarmen Anfangsjahren verkauft er heute Kunstwerke in Millionenhöhe.

Doch das "Salesding" sei nicht mehr unbedingt seins, weshalb er auch ein eigenes Verkaufsteam installiert hat. Aber: "Die großen Sammler, Arnaud, Pinot, die Museen, wollen natürlich von mir persönlich betreut werden. Und das mache ich auch sehr gerne." Wichtiger als der Verkauf, das Wichtigste überhaupt, sei allerdings die Künstlerpflege: "Jeder Künstler", sagt Ropac, der seine 30-jährige Salzburg-Existenz mit museumsgleichen Ausstellungen seiner Galeriestars an den zwei Standorten zelebriert sowie als Überraschung am Donnerstag Erwin Wurms von Burgchef Matthias Hartmann dramaturgisch begleitete und von Nicholas Ofczarek verkörperte Wort-Skulptur uraufführen lässt: "Jeder Künstler hat sein eigenes Universum. Es zu ergründen, zu erforschen, daran teilzunehmen und als Galerist zu helfen, die Vision zu verwirklichen, ist das Faszinierende." (Andrea Schurian, DER STANDARD, 24.7.2013)