Während der Entstehung einer Psychose verändern sich im Gehirn verschiedenen Strukturen und Funktionen, was häufig mit einer Störung des Arbeitsgedächtnisses einhergeht. Da für das Funktionieren des Arbeitsgedächtnisses die Kommunikation zwischen verschiedenen informationsverarbeitenden Modulen (die sogenannte Konnektivität) eine große Rolle spielt, sind Basler Forscher der Frage nachgegangen, wie sich eine beginnende Psychose auf die Konnektivität auswirkt.

Messung der Gehirnregionen-Interaktion

Für Ihre Studie untersuchte eine Forschungsgruppe um André Schmidt und Stefan Borgwardt von der Universität Basel und den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel bei Psychose-Patienten, psychosegefährdeten Personen und einer gesunden Kontrollgruppe die Interaktionen zwischen und innerhalb bestimmter Gehirnarealen.

Dazu wurden den Probanden Buchstaben gezeigt, die sie nach bestimmten Regeln erinnern mussten - etwa "Wenn der aktuell angezeigte Buchstaben dem vorletzten Buchstaben entspricht, drücken Sie die rechte Taste". Während dieses Tests, der das Arbeitsgedächtnis untersucht, maßen die Forscher die Interaktion zwischen verschiedenen Hirnregionen, indem sie sie mittels funktionelle Magnetresonanztomographie sichtbar machten.

Konnektivitätsstörungen bei Psychosepatienten

Der Effekt, den diese Aufgabe auf die Konnektivität der zwei Gehirnhälften ausübte, wurde durch das Vorhandensein beziehungsweise den Grad einer Psychose nicht beeinflusst. Hingegen beeinträchtigte der Test bei allen drei Testgruppen die Konnektivität in der rechten Gehirnhälfte, wobei die gesunden Probanden am wenigsten, die Psychosepatienten am stärksten betroffen waren.

Indes wurde der Effekt maßgeblich durch den Therapiestatus beeinflusst: Bei Psychosepatienten, die bereits mit Antipsychotika wurden, lag die Konnektivität des Gehirns zwischen den Werten der gesunden Personen und der Risikopatienten.

Die Wirkung einer Behandlung mit Antipsychotika zeigte sich auch bei der Leistung des Arbeitsgedächtnisses. Die Risikogruppe schnitt im Vergleich zu den gesunden Testpersonen nur wenig schlechter ab. Hingegen waren die Leistungen der Psychosepatienten signifikant schlechter – aber nur, wenn sie unbehandelt waren.

"Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Anfälligkeit für Psychosen mit funktionalen Ausfall bestimmter Hirnarealen in Verbindung steht, die für das Arbeitsgedächtnis relevant sind", so Studienleiter Stefan Borgwardt. "Doch die Behandlung mit Neuroleptika hat das Potenzial, dem entgegenzuwirken" Zudem könnte die Analyse der funktionellen Konnektivität als physiologische Marker dienen, welcher die Entwicklung einer Psychose ankündet. (red, derStandard.at, 23.7.2013)