Frauen mit bunten Sturmhauben über den Köpfen - seit ihrem "Punk-Gebet" im Frühjahr 2012 ist die erste Assoziation mit diesem Anblick die russische Punkrock-Band Pussy Riot. Ihre Protestaktion in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau, der die Verhaftung und Verurteilung von drei Musikerinnen folgte, löste einen Skandal und internationale Debatten aus.

Die Wiener Choreografin Christine Gaigg verbindet diese Ereignisse in ihrem Werk DeSacre! mit einem anderen skandalträchtigen Stück: Igor Strawinskys und Vaslav Nijinskys vor 100 Jahren uraufgeführtes Le sacre du printemps. Am 24., 25. und 26. Juli ist DeSacre! bei Impulstanz zu sehen, Spielort ist die St.-Ursula-Kirche in der Wiener Innenstadt.

Gaigg setzt den Tänzerinnen und Tänzern ihrer Compagnie 2nd Nature nicht nur die berühmten Hauben auf, sondern stellt das im Internet veröffentlichte Video der Aktion, das Pussy Riots Protest in die Welt hinaustrug, detailliert nach. Durch die Gegenüberstellung mit Nijinskys rekonstruierter Sacre-Choreografie, von der Ausschnitte getanzt werden, will Gaigg erst einmal den Ähnlichkeiten beider Werke nachspüren.

Zum anderen ist die Rekonstruktion der Protestaktion, die Gaigg in dieser Performance vornimmt - gemeinsam mit dem Autor Erich Klein kommentiert Gaigg das Geschehen auf der Kirchen-"Bühne" - eine Beweisführung für die Unschuld der wegen "Rowdytums" verurteilten Musikerinnen: DeSacre! zeigt noch einmal die vollkommene Gewaltfreiheit des Pussy-Riot-Auftritts. (Sabina Zeithammer, Spezial, DER STANDARD, 23.7.2013)