Dem nächsten Präsidenten des westafrikanischen Mali stehen schwere Aufgaben bevor. Er soll das Land nach dem Putsch und dem eineinhalbjährigen Krieg einen und die Wirtschaft wieder in Schwung bringen. Derzeit ist die Ernährungssituation im Norden von Mali und besonders in der Stadt Gao alarmierend. 27 Kandidaten, darunter eine Frau, treten zur Wahl an. Viele daraus aus der alten malischen Elite, einige als Vertreter einer neuen Politikergeneration. Etliche Kandidaten treten für Parteien an, die sie selbst gerade erst gegründet haben. Hier eine Auswahl von Personen, die sich am Sonntag der Wahl stellen.

Bild nicht mehr verfügbar.

Ibrahim Boubacar Keïta war von 1994 bis 2000 Premierminister von Mali und bis 2007 Präsident der Nationalversammlung. Er kommt aus Koutiala im Süden des Landes, auch "Hauptstadt des weißen Goldes" genannt. Koutiala ist das Zentrum der malischen Baumwollindustrie. IBK, wie Keïta sich nennen lässt, hat sich als Premier das Image eines Machers erarbeitet. Diesmal tritt er für seine Partei "Rallye für Mali" an. Er ist einer der reichsten Männer Malis und gilt als einer der Favoriten. Seinen Wahlkampf mit dem Slogan "Mali zuerst" begann er im größten Stadion der Hauptstadt Bamako, das 50.000 Menschen Platz bietet.

Foto: AP/Blackwell

Bild nicht mehr verfügbar.

Soumaïla Cissé, geboren in Timbuktu, hat als Software-Ingenieur jahrelange Auslandserfahrung. 2003 gehörte Cissé zu den Mitgründern der "Union für die Republik und die Demokratie", deren Kandidat er bei der Wahl ist. Von 1993 an hatte er verschiedenste Ministerämter inne. Bei der Präsidentschaftswahl 2002 musste er sich im zweiten Wahlgang Amadou Toumani Touré geschlagen geben, der 2012 kurz vor Ablauf seiner Amtsperiode aus dem Palast geputscht wurde. Derzeit ist Cissé Kommissionspräsident der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion (UEMOA).

Foto: REUTERS/Stringer

Bild nicht mehr verfügbar.

Modibo Sidibé war von 2007 bis 2011 Premierminister von Mali (wie sein Bruder Mandé von 2000 bis 2002). In den 90er Jahren war er Gesundheits- und Außenminister unter dem ersten frei gewählten Präsidenten Alpha Oumar Konaré. Dank seiner langjährigen politischen Erfahrung gilt er als einer der Favoriten. Er erlangte mehrere akademische Abschlüsse in Frankreich und arbeitete bereits in jungen Jahren als Berater im Verteidigungsministerium und als Polizeichef.

Foto: REUTERS/Joe Penney

Bild nicht mehr verfügbar.

Der promovierte Astrophysiker Cheick Modibo Diarra war Regierungschef der Übergangsregierung, wurde allerdings nach einem halben Jahr d es Amtes enthoben und kurzzeitig vom Militär verhaftet. Interimspräsident Dioncounda Traoré bestimmte Django Sissoko zum neuen Ministerpräsidenten. Betont wurde damals, dass es sich nicht um einen neuerlichen Putsch handle. Die Ursache für die Militärintervention seien interne Konflikte gewesen. Diarra galt als entschiedener Befürworter eines internationalen Einsatzes. Er hat auch die US-Staatsbürgerschaft und tritt für die 2011 von ihm gegründete Partei "Bewegung zur Entwicklung Malis" (RPDM) an.

Foto: REUTERS/Thierry Gouegnon

Der Geologe Dramane Dembélé, genannt "Dra", tritt als Kandidat der ADEMA-PASJ (Alliance pour la Démocratie en Mali-Parti Pan-Africain pour la Liberté, la Solidarité et la Justice) an. Das Motto der Partei, die sich als Oppositionsbündnis gegen das Regime von Moussa Traoré gegründet hatte, ist "Arbeit, Solidarität, Gerechtigkeit". Dembélé war hoher Beamter im malischen Bergbauministerium.

Foto: http://www.dramane-dembele.com/

Soumana Sacko rechnet sich ebenfalls gute Chancen aus. Der 1949 geborene Politiker und Wirtschaftsexperte war von April 1991 bis Juni 1992 Regierungschef. Zudem war er als Ökonom für das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) und für die African Capacity Building Foundation (ACBF) tätig. Bei der Wahl geht er für die Partei "Nationale Konvention für afrikanische Solidarität" ins Rennen.

Foto: http://www.zou2012.com/

Aïchata Cissé Haïdara, genannt "Chatto", tritt als unabhängige Kandidatin an und ist die einzige Frau im Feld. Sie ist derzeit als einzige Parlamentarierin für den Bezirk Bourem in Nordmali tätig. Ihr Motto: Frauen und Jugendliche kämpfen für ein starkes Mali.

Foto: http://www.chato2013.com/

Der erfolgreiche Geschäftsmann Jeamille Bittar tritt für die Union des mouvements et alliances pour le Mali (UMAM) an. Bittar ist der Chef der malischen Industrie- und Handelskammer und will die malische Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen.

Foto: http://www.umam-mali.net

Bild nicht mehr verfügbar.

Der ehemalige Studentenaktivist und Globalisierungskritiker Oumar Mariko tritt schon zum dritten Mal als Präsidentschaftskandidat an. Seine Partei nennt sich SADI.

Foto: REUTERS/Luc Gnago

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Wahl findet unter schwierigsten Bedingungen und massiven Sicherheitsvorkehrungen statt, vor allem im Norden des Landes. Mit den Rebellen der MNLA (Nationale Bewegung für die Befreiung des Azawad), die den Norden kontrollieren, wurde im Vorfeld ein Waffenstillstandsabkommen vereinbart. Der Hohe Rat für die Einheit Azawads, eine Tuareg-Dachorganisation, unterzeichnete das Abkommen ebenfalls. Die Sicherheitslage bleibt aber kritisch. Die MNLA und zahlreiche kleinere Gruppen sind weiterhin unter Waffen. Seit 1. Juli sind UNO-Blauhelme in Mali stationiert. Im Mai hatten Geberländer, darunter die EU, finanzielle Zusagen in Höhe von mehr als drei Milliarden Euro für den Wiederaufbau Malis von einer ordnungsgemäßen Präsidentenwahl abhängig gemacht. (red, derStandard.at, 26.7.2013)

Foto: AP Photo/Rebecca Blackwell