Ich wollt's ja nicht glauben. Die erste Welle der - meist ziemlich hymnischen - Lokalkritiken war schon eine Zeit aus. Der Frühsommer ins Land gezogen. Und ich wollt mir an einem ganz gewöhnlichen Dienstagmittag für Mittwochabend einen Tisch für eh nur zwei Personen sichern. In Penzing. Nein, leider: Ausreserviert. Da kann man sich nur für den Wirten freuen, gratulieren und anderswo sein leiblich Glück suchen.

Im Hochsommer geht's dann doch, auch nur 30 Stunden vorher, und gar einen Tisch im Schanigarten, gleich gegenüber einer der hier nicht gerade raren Abholpizzaschuppen, deren Beschilderung auf recht häufig wechselnde Betreiber schließen lässt. Mit Blick auf einen der hier auch nicht ganz seltenen Parks mit Sportplatz, und, wenn man richtig sitzt, mit langem Blick abendsonnenrotwestwärts. Ich kam so spät, dass ich wieder einmal Suchbilder produzierte, Gang für Gang ein Stück finsterer. Ich wollte halt nicht blitzen. Wohlwollende sprechen da und dort von stimmungsvoller Foodfotografie, andere von einem weiteren Beweis des Dilettantismus.

Seit ich's endlich hin geschafft hab, freu ich mich noch mehr für den Wirten, dass ich ab und an keinen Platz bekomm. Und zwar so gar nicht, weil mir dann sein Essen erspart bliebe, ganz im Gegenteil: Über weite Strecken sehr erfreulich, sehr gut und bisher zudem sehr, sehr günstig. Aber sehen Sie selbst - soweit Sie was erkennen können...

 

Drei Euro zwanzig pro Stück, zwei mindestens muss man nehmen: Mezze zum Einstieg, hier Hummus aus weißen Bohnen mit Peperonata, Pekanüssen und Petersilien-Pesto. Und im auch noch unscharfen Hintergrund: gegrillte Melanzani mit Baba Ghanouj, Tahina und Granatapfel. Vielleicht nicht das beste Hummus ever, sagt die Schöne gegenüber, aber schon ziemlich gut. Ich ess ihn dann z'samm, wie so oft, und kann das nur bestätigen.

Foto: Harald Fidler

Den Brotkorb fanden wir ein bisschen bescheiden, ein Euro neunzig dafür aber auch, wir orderten noch einen. Und das Brot war wirklich, wirklich fluffig gut.

Foto: Harald Fidler

Meine Panzanella mit Ciabatta, man könnt auch Brotsalat sagen, blickt schon ein bisschen finster, war aber eine wahre Freude.

Foto: Harald Fidler

Beste Mezze: Schaffrischkäse (Labneh) mit Sardellen, Paprika und Gurken. Klingt als Kombi ein bisschen wild, schmeckt aber umso schlüssiger.

Foto: Harald Fidler

Die Kabeljaucakes, laut Karte geschmort im Paradeisserragout, waren gar nicht so geschmort, jedenfalls nicht ineinander, darauf deuteten doch deutliche Unterschiede in Temperatur und Knackigkeit hin. Das Paradeiserragout eher auf der säuerlichen Seite zuhause, insgesamt: Schon gut.

Foto: Harald Fidler

Lang rang ich mit mir, ob ich nicht doch die im Holzofen geschmorte Rinderbacke gegen jede Sommerhitzevernunft essen soll, mit Saubohnen und, womöglich erfrischend, Zitrone. Ich entschied mich dann doch für den Oktopus gegrillt (und ordentlich bemehlt, schien mir) mit Rucola, Schmorparadeisern und Kichererbsen. Angekündigt als Salat, die Disziplin stell ich Dilettant mir ein bisschen marinadiger vor, wie auch immer.

Für's Foto von der - auf Wunsch geteilten - Nachspeise, Vanille-Creme-Brulée und Erdbeersorbet war's dann sogar mir schon zu finster. Vom Sorbet kann ich aber nur das Beste berichten. Auch die Creme kam gegenüber ziemlich gut an.

Also ich versuch's wieder mit dem Tisch bei Francois im 14. (Reinlgasse 20).

Mezze, Hauptgang, ein Dessert, Apfelsaft und Kaffee: 73,60 Euro.

(Harald Fidler, derStandard.at, 23.7.2013)

Foto: Harald Fidler