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Die Stiche der Kompass- oder Feuerquallen (Bild) sind in der Regel allerdings nicht so schmerzhaft wie die der Leuchtqualle.

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Eine Berührung mit der Portugiesischen Galeere, kann schwere Hautschäden und mitunter sogar einen Herzstillstand verursachen.

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Besser geht's nicht. Der Himmel ist blau, das Wasser angenehm, und die Wellen schaukeln sanft hin und her. Mediterrane Badefreuden. Durch die Taucherbrille erspäht man bunte Fische und Wiesen aus wiegendem Seegras. Links ein schroffer Felsen. Was sich dahinter versteckt? Zwei kräftige Schwimmschläge, schon ist man da. Und dann passiert es.

Ein stechender Schmerz durchfährt das rechte Bein. Es brennt. Da ist sie, die Ursache. Knapp unter der Wasseroberfläche dümpelt eine rötlich gefleckte Qualle. Sie ist zum Teil durchsichtig und deshalb leicht zu übersehen, es ist eine Leuchtqualle (Pelagia noctiluca), der Schrecken der Strände. Wenn sie in Scharen auftaucht, ist der Badespaß vorbei.

Massenauftritte

Leuchtquallen sind eigentlich Hochseebewohner, erklärt der österreichische Meeresbiologe Reinhard Kikinger. An der Küste haben diese Medusen normalerweise nichts verloren. Doch Pelagia noctiluca ist kein besonders guter Schwimmer. Die Quallen sind den Strömungen ausgeliefert, und so landen sie immer wieder in Ufernähe.

In den vergangenen Jahren gab es in weiten Teilen des Mittelmeeres ziemlich oft Quallenalarm. Einige Experten befürchten, dass sich die Glibbertiere stärker vermehren und zukünftig zu einer regelrechten Plage werden könnten. Ganz neu sind solche Massenauftritte indes nicht, wie Kikinger betont. "Es gab bereits in den 80ern eine massive Quallenblüte." Schon damals machten sich Fachleute auf die Suche nach den Ursachen. Eine klare Antwort wurde nicht gefunden.

Migration im Meer

"Wahrscheinlich liegt es an mehreren Faktoren", sagt Kikinger. Infrage kommen milde Winter mit höheren Wassertemperaturen und die Überdüngung ganzer Meeresgebiete. Dadurch steigt das Futterangebot für Quallen. Die Überfischung könnte zudem die Anzahl der Nahrungskonkurrenten und Fressfeinde (vor allem der Larven) entscheidend verringert haben. Auch die Veränderung von Meeresströmungen, vielleicht infolge des Klimawandels, könnte eine Rolle spielen. Natürliche, langfristige Populationszyklen sind ebenfalls im Gespräch.

Pelagia noctiluca sorgt in mediterranen Gewässern am häufigsten für Ärger. Die Spezies kommt jedoch weltweit in vielen, nicht zu kalten Meeresregionen vor. Unangenehme Begegnungen können Badegäste im Mittelmeer auch mit Haarquallen (Cyanea capillata) und Kompassquallen (Chrysaora hyoscella) haben. Ihre Stiche sind in der Regel allerdings nicht so schmerzhaft wie die der Leuchtqualle.

Besorgniserregend sind dafür die in letzter Zeit vereinzelt gemeldeten Sichtungen von sogenannten Portugiesischen Galeeren, großen tropischen Staatsquallen der Art Physalia physalis, vor der südspanischen Küste. Diese wie bläuliche Luftballons aussehenden Kreaturen können durch Berührung mit den Tentakeln schwere Hautschäden und mitunter sogar einen Herzstillstand verursachen.

Tödliches Gift

Intensive Schmerzen löst auch der Kontakt mit Carybdea marsupialis aus. Sie ist die einzige im Mittelmeer vorkommende Würfelqualle, eine Verwandte der berüchtigten Seewespe (Chironex fleckeri). Letztere wiederum lebt in den Küstengewässern Nordaustraliens und Südostasiens. Ihr Gift kann einen Menschen töten.

Um das Risiko einer Medusen-Kollision zu verringern, sollte man die lokale Bevölkerung fragen, ob aktuell Quallen gesichtet wurden, rät Kikinger. Aber oft ändere sich die Lage schlagartig. "Wenn ich auf der sicheren Seite sein will, setze ich meine Taucherbrille auf", meint deshalb der Meeresforscher.

In klarem Wasser sind die meisten Nesseltiere gut erkennbar, vor allem dann, wenn sie in Schwärmen auftreten. Dünne, eng anliegende Tauchanzüge bieten einen guten Schutz gegen Quallenstiche. Wer jedoch beim Schwimmen lockere T-Shirts und Shorts trägt, läuft Gefahr, dass sich eine Meduse darin verfängt, mit äußerst unschönen Folgen.

Qual mit Quallen

Einige Fischarten können Badenden ebenfalls Probleme bereiten. Berüchtigt sind vor allem die Petermännchen, zoologisch den Gattungen Trachinus und Echichthys zugeordnet. Sie leben am Boden und vergraben sich gerne im Sand, auch im Flachwasser. Die eher trägen Tiere tragen Giftstacheln auf den Kiemen und an den vorderen Rückenflossen.

Aggressiv sind sie normalerweise nicht, berichtet Michael Stachowitsch, Meeresbiologe an der Universität Wien. "Wenn man manchmal sieht, wie die Badegäste zwischen diesen Fischen umherstapfen, wundert man sich, dass nicht mehr passiert." Trotzdem kommt es immer mal wieder zu Unfällen mit Petermännchen. Die Stiche sind extrem schmerzhaft, manchmal verlieren die Opfer vorübergehend das Bewusstsein. "Ich empfehle, beim Herumwaten alte Turnschuhe oder Badeschlappen zu tragen", sagt Stachowitsch.

Gefahr in tropischen Meeren

In tropischen Meeren, vor allem im Bereich von Korallenriffen, ist die Vielfalt giftiger Lebewesen viel größer als an den Küsten Europas. Neben der bereits erwähnten Seewespe und der Portugiesischen Galeere sind dort unter anderem auch Steinfische (Synanceia spec.), Rotfeuerfische (Pterois volitans) und der Blauring-Oktopus (Hapalochlaena maculosa) potenziell lebensgefährlich.

Manche riffbewohnenden Kegelschnecken verfügen über kleine, aber tödlich giftige Harpunen, mit denen sie normalerweise Jagd auf Fische machen. Feuerkorallen sind dagegen relativ harmlos. Sie lösen bei Berührung ähnliche Beschwerden aus wie einige Quallenarten. Doch auch in tropischen Gefilden lassen sich die Risiken für unangenehme Begegnungen sehr stark verringern, betont Reinhard Kikinger. "In Korallenriffen gilt immer die goldene Regel: Bitte nichts anfassen!" (Kurt de Swaaf, DER STANDARD, 22.7.2013)