ÖVP-Obmann Michael Spindelegger möchte die Angleichung des Frauenpensionsalters in künftige Koalitionsverhandlungen einbringen. Dies sagte der amtierende Vize-Kanzler am Wochenende den Vorarlberger Nachrichten. Noch-Koalitionspartner SPÖ und andere Parteien reagierten auf seinen Vorstoß verschnupft.

Zeitplan für Erhöhung fixiert

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek von der SPÖ hielt fest, dass "das Pensionsantrittsalter für Frauen nicht frühzeitig, also vor 2024, erhöht werden kann". Das aktuelle gesetzliche Frauenpensionsalter habe "gute Gründe", so die Ministerin. Sie verwies auf die Mehrfachbelastung durch Job und Familie und die berufliche Benachteiligung von Frauen.

Hundstorfer: "Österreicherinnen müssen sich auf Beschluss verlassen können"

Parteikollege und Sozialminister Rudolf Hundstorfer erklärte: "Es gibt bereits einen Regierungs-und Parlamentsbeschluss in dieser Frage und die Österreicherinnen müssen sich auf diesen verlassen können." Demgemäß soll das Antrittsalter ab 1. Jänner 2024 bis zum Jahr 2033 jährlich um jeweils sechs Monate erhöht werden. Von diesem Zeitplan werde man nicht abweichen, betonte auch der Sozialminister.

Das BZÖ pochte auf die Einführung eines einheitlichen Pensionssystems für alle mit einem Pensionskonto. Bis dieses umgesetzt wird, soll das Pensionsantrittsalter von Männern und Frauen schneller angeglichen werden.

Grüne: "An Fahrplan nicht rütteln"

Die Grünen haben wenig Verständnis für das Wahlkampf-Hickhack auf Kosten der Frauen. Es gebe einen fertigen Fahrplan zur Anhebung des Frauenpensionsalters und daran sei nicht zu rütteln, so lange die Gleichstellung nicht erreicht sei, meinte Frauensprecherin Judith Schwentner. 

Mikl-Leitner: "Faktisches Antrittsalter an Gesetzliches anpassen"

ÖAAB-Obfrau Johanna Mikl-Leitner hat den Vorschlag ihres ÖVP-Parteichefs abgelehnt, Sie sei dafür, das faktische Pensionsantrittsalter an das gesetzliche anzugleichen, sagte die Innenministerin am Montag am Rande des Ministerrates. Darüber sei man auch innerhalb der Regierung übereingekommen. Hier sei man auf einem sehr guten Weg, jetzt gelte es die Wirkungen der dazu gesetzten Maßnahmen abzuwarten, sagte Mikl-Leitner.

FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl prophezeite, dass das Pensionsantrittsalter auf Druck der EU auf 70 Jahre steigen werde. "Da wir alle aus leidvoller Erfahrung wissen, dass weder Bundeskanzler Werner Faymann und schon gar nicht Vizekanzler Michael Spindelegger in Drachenblut gebadet haben, ist davon auszugehen, dass die Bundesregierung auch bei diesem Thema in Brüssel umfallen und dem generellen Pensionsantrittsalter von 70 Jahren zustimmen wird", meinte Kickl in einer Aussendung. (APA/red, dieStandard.at, 22.7.2013)