Wien/Karlsruhe/Ankara - Die österreichische Polizei hat am Dienstag einen mutmaßlichen türkischen Links-Terroristen verhaftet, der von den deutschen Behörden gesucht wird. Der 32-Jährige wurde bei einem Einsatz der Antiterroreinheit Cobra im niederösterreichischen Gablitz verhaftet, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck, am Donnerstag.

In Auslieferungshaft in Wien

Es handelte sich um die Fortsetzung einer Aktion, die Ende Juni zur Verhaftung eines 39-Jährigen in Wien geführt hatte. Damals wurden sechs Wohnungen in Wien und Niederösterreich durchsucht, auch jene des am Dienstag verhafteten Mannes. Die Polizisten trafen ihn damals aber nicht dort an, erläuterte Grundböck.

Beim zweiten Versuch konnte der 32-Jährige nun festgenommen werden. Die beiden mutmaßlichen Angehörigen der linksextremistischen Vereinigung "Revolutionäre Volksbefreiungspartei/-front" (DHKP-C) sitzen nun in Wien in Auslieferungshaft. Das bestätigte am Donnerstag die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, Nina Bussek.

Mit deutschem Haftbefehl gesucht

Die Polizeieinsätze fanden aufgrund eines deutschen Rechtshilfe-Ersuchens statt. Die beiden Terrorverdächtigen werden nämlich von der deutschen Generalbundesanwaltschaft mit einem Haftbefehl gesucht.

Der Ende Juni verhaftete Mann soll nach Angaben der deutschen Justiz als "hochrangiger Führungskader" der DHKP-C tätig gewesen sein und sich insbesondere um die Beschaffung finanzieller Mittel und ihre Weiterleitung an die Führung der Vereinigung gekümmert haben.

Gründung im Jahr 1994

Die Razzia am 26. Juni war Teil einer konzertierten Aktion der deutschen, niederländischen und österreichischen Behörden gegen Angehörige der DHKP-C, die für die Errichtung eines marxistisch-leninistischen Systems in der Türkei kämpft. In Deutschland wurden damals dutzende Wohnungen und Vereinsräumlichkeiten durchsucht und vier türkische Staatsbürger, zwei Frauen und zwei Männer, festgenommen.

Die DHKP-C wurde im Jahr 1994 gegründet und wird für eine Vielzahl von Brand- und Sprengstoffanschlägen in der Türkei verantwortlich gemacht. Seit dem Jahr 2001 setzte sie nach Angaben der deutschen Generalbundesanwaltschaft wiederholt auch Selbstmordattentäter ein.

Anschlag auf US-Botschaft im Februar

Der jüngste schwere Anschlag der Terrororganisation fand im Februar statt. Bei einem Sprengstoffanschlag auf die US-Botschaft in Ankara wurden der Attentäter selbst und ein Wachmann getötet sowie drei weitere Personen verletzt. (APA/red, derStandard.at, 18.7.2013)