Schuld an der Eurokrise sind die faulen Südländer: Diese Sicht auf die Misere Europas hat sich in den allermeisten Köpfen festgesetzt. Dass das Bild vom arbeitsunwilligen Griechen und dem reformresistenten Spanier falsch ist, legt eine Studie deutscher Ökonomen nahe. Demnach ist der größte Teil des Schlamassels in Südeuropa durch falsch abgewickelte Bankenrettungen verursacht worden. Hätte der Staat rechtzeitig durchgegriffen und die Gläubiger der Banken zur Kasse gebeten (die Aktionäre haben sehr wohl draufgezahlt), wären 35 Milliarden Euro an Steuergeldern eingespart worden. 

Obwohl die Studie mit vielen hypothetischen Annahmen arbeitet und die 35 Milliarden Euro wohl nur als eine Annäherung an die Wahrheit zu verstehen sind, wird deutlich, dass der Ursprung von Europas Problemen im Umgang mit der Bankenkrise steckt. Der Einsatz von Steuergeldern zur Rettung maroder Institute ist nicht falsch - aber in zu vielen Fällen wurden öffentliche Gelder in die Bank auf der einen Seite reingeschüttet, während Investoren die Mittel auf der anderen Seite wieder herausnahmen.

Inzwischen deutet sich eine Trendwende an. Nach der Zypernkrise haben die Euroländer begonnen, Konzepte zu entwickeln, wie Bankengläubiger zur Kasse gebeten werden können. Derzeit wird über einen entsprechenden EU-Richtlinienvorschlag verhandelt. Die nach Athen geschickten Bankenhilfen sind freilich unwiederbringlich verloren. (András Szigetvari, DER STANDARD, 18.7.2013)