Bild nicht mehr verfügbar.

Viele Pinguine, dazu Robben, Wale, Delfine. Das nährstoffreiche Wasser lässt in der Antarktis auch Myriaden Kleinkrebse gedeihen, den Krill.

Foto: Reuters/Deborah Zabarenko

Bremerhaven/Wien – Die Errichtung eines umfassenden Meeresschutzgebietes vor den Küsten der Antarktis ist gescheitert – vorerst zumindest. Massives Lobbying der Fischindustrie, allen voran der russischen, haben die Schaffung der weltgrößten Schutzzone, die bei einer Sondersitzung der Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze in der Antarktis (CCAMLR) beschlossen werden sollte, vereitelt.

"Die meisten Delegierten waren zunächst schockiert und dann verärgert über das Verhalten Russlands", sagte Greenpeace-Aktivistin Iris Menn dem Standard. "Im Windschatten Russlands haben sich auch die Ukraine und China am Bremsmanöver beteiligt. Norwegen, wo ebenfalls Fischerei-Interessen überwiegen, konnte sich zurücklehnen und zuschauen."

Menn, die selbst Meeresbiologin ist und die zweitägigen erfolglosen Verhandlungen in Bremerhaven mitverfolgt hat, hofft, dass Russland bis zur nächsten regulären Konferenz im Oktober die Blockade aufgibt. Ausrichtungsort ist Hobart, Hauptstadt der Australien vorgelagerten Insel Tasmanien.

Es war das erste Mal seit 1982, dass sich die Kommission zu einer Sondersitzung abseits des Jahresturnus traf. Mehr als 120 Delegierte aus 24 Nationen plus Vertreter der Europäischen Union hätten entscheiden sollen, ob im Rossmeer und in der Ostantarktis Schutzgebiete ausgewiesen werden, die mit insgesamt 3,8 Mio. km2 fast so groß sind wie die EU.

Die Gier nach Ressourcen gefährdet neben dem Schwarzen Seehecht insbesondere den Krill. Neue Fangtechniken ermöglichen einem Trawler die Aufnahme von bis zu 45.000 Tonnen in einem einzigen Fangzug. Dabei wird der in großen Schwärmen lebende Krebs wie mit einem Staubsauger aufgesaugt. Zusammen mit dem rasant wachsenden Markt für Aquakultur-Futtermittel und Ernährungszusätzen wird der Krillfang nach allgemeiner Einschätzung weiter stark steigen. Das hätte aber dramatische Auswirkungen auf das Ökosystem.

"Wir brauchen diese Schutzgebiete im Polarmeer, um die Tiere dort zu schützen", sagte Menn. (Günther Strobl/DER STANDARD, 18.7.2013)