Am Mittwoch wurde der 81-jährige Bau- und Versicherungsunternehmer Salvatore Ligresti unter Hausarrest gestellt. Seine beiden Töchter Giulia und Ionella sitzen ebenso wie die ehemaligen Manager des Versicherungskonzerns Fonsai im Gefängnis. Gegen Sohn Paolo wurde ebenfalls ein Haftbefehl erlassen, er soll sich in der Schweiz befinden.

Die Staatsanwaltschaften von Turin und Mailand ermitteln zudem gegen den ehemaligen Direktor der Versicherungsaufsichtsbehörde Isvap, Giancarlo Giannini. Die Anklage lautet auf Korruption, Bilanzfälschung, Kursmanipulation und Publikation falscher Mitteilungen sowie Irreführung der öffentlichen Behörden.

Im italienischen Korruptionssumpf hat es in vergangener Zeit mehrere Skandale gegeben. Dass eine gesamte Familie hinter Schloss und Riegel wandert, ist allerdings einmalig. Denn "Don Salvatore", wie der sizilianische Unternehmer Ligresti genannt wird, blieb das Gefängnis nur wegen seines hohen Alters erspart.

Der ehemalige Bauunternehmer Salvatore Ligresti saß bereits Anfang der Neunzigerjahre wegen nachgewiesener Korruption 100 Tage lang in Haft. Danach baute der sizilianische Unternehmer ein Versicherungsimperium auf, dessen Leitung er seinen Kindern anvertraute.

Er selbst durfte keine öffentlichen Ämter mehr innehaben. Doch auch seine Kinder dürften die Familientradition fortgesetzt haben - in Form von Freunderlwirtschaft und Bestechung politischer Parteien. So klüngelten die Ligrestis nicht nur mit Berlusconis Partei Forza Italia, sondern brachten auch die Versicherungsaufsicht Isvap dazu, die Bilanzen von Fonsai mit "geschlossenen Augen" zu überprüfen.

Sonderpreise

Mehrere Minister der Regierung Berlusconi wohnten zu Sonderpreisen in Ligresti-Immobilien. Aber nicht nur Politikern und anderen Mächtigen wurde unter die Arme gegriffen. Die Ligresti finanzierten sich auch private Vergnügen über den Versicherer: So wurden die Lieblingsrennpferde der Tochter direkt vom Versicherungskonzern bezahlt.

Inzwischen hat der genossenschaftlich organisierte Versicherungskonzern Unipol aus Bologna die Ligresti-Versicherungsgesellschaft Fonsai übernommen. Die Ligrestis mussten nolens volens ihre Anteile abgeben. Die Fusion soll zu Jahresende abgeschlossen sein. Damit avanciert Unipol-Fonsai hinter Generali zum zweitgrößten Versicherer in Italien und verdrängt die deutsche Allianz auf Rang drei. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, 18.7.2013)