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Tipps gegen den Verdruss im Juli

Sehen Sie das Positive! Wo eine Pflanze kümmert, wuchert die andere. Wo es eine nicht schafft, schafft sie Raum für Alternativen. Und die eine, die dieses Jahr den Schatten nicht mag, bekommt nächstes Jahr den Platz an der Sonne. Mit jedem Gartenjahr wird man weiser - und gelassener!

Foto: APA/David Ebener

Juli, es ist heiß. Zeit, die Ernte der Mühsale frühjährlicher Gartentätigkeiten einzufahren, optisch wie gustatorisch. Liebevoll lassen der Gärtner, die Gartlerin den Blick über die Rabatten und Beete streifen, die Blicke umschmiegen Laub und Blüten, um Balsam für die Seele zu finden. Sie sehen die Rutenhirse Panicum virgatum flach darniederliegen, anstatt ihre zarten Rispen aufrecht im Wind zu wiegen, wie es eigentlich geplant war.

Der Blick bleibt bei den Hortensien hängen. Die auf Größe gezüchteten Köpfe sind bei Regen zu schwer für die filigranen Triebe und hängen gebrochen herab. Der Schneeball, der dem kommenden Winter ein rosafarbenes Kleid umhängen soll, wurde von irgendwelchen Tieren kahlgefressen und gibt ein Bild des Elends. Von den Funkien erst gar nicht zu reden. Da hat der Hagel aus frischgrünen Blättern traurige Nudelsiebe gestanzt.

Sinnierend ruht der Blick dann auf den Erdbeeren. Diese besetzen mit ihren meterlangen Ausläufern zwar das komplette Beet und haben es sogar geschafft, den Rucola zum Wegsiedeln zu bewegen, tragen aber nicht eine essenswerte Sammelnuss. Der Rosen Flor wurde vom heftigen Regen niedergetrommelt, und erste Sternrusstausterne zeigen sich am Laub. Die Forsythia, der Flieder und die Deutzia breiten sich in einem Maße aus, dass in deren Nähe alles unterdrückt wird. Schneiden darf man die Büsche auch nicht wirklich, sie geizen sonst mit Blüten kommendes Frühjahr. Der fesche Glockenblumen-Mix kriecht Ehrenpreis nicht unähnlich auf dem Boden herum, gut vor prüfenden Blicken versteckt.

Die Kompostwürmer freuen sich

Intensiv wie nie zuvor haben der Gartler, die Gärtnerin im Frühjahr in Gemüse und Kräuter investiert. Die Weißkrautsamen waren schnell gestreut, die Keimlinge schossen in die Höhe. Sie verharren seither als Riesenkeimlinge, denen der Schattenplatz nicht wirklich guttut. Der Blick wandert zum Radieschenbeet. Eng an eng, ja viel zu eng sind die Radieschen miteinander verflochten. Voll Freude geerntet, gewaschen und aufgeschnitten, entpuppen sich die Radieschen als holzige Wurmbrutstätten. Die Kompostwürmer freuen sich.

Gar nicht so schlecht läuft es mit den Zuckerschoten. Hässlich anzusehen, aber brav wachsend, kann alle paar Tage eine Kinderhandvoll Erbsen geerntet werden. Besser schmecken sie deswegen nicht. Nun zum Salatbeet: Hat der Juni noch schöne Ernte gebracht, scheinen Dauerregen und anschließende Affenhitze den Salaten nicht, den Schnecken hingegen sehr wohl gutzutun. Wer einmal einen verschneckten Kopfsalat geerntet und voll Ekel entsorgt hat, steht rasch wieder im Supermarkt vorm Gemüseregal.

Ebenso wenig Trost spendet das Kräuterbeet. Während Liebstöckl und Minze den kompletten Garten für sich beanspruchen, kümmern Basilikum, Kerbel und Petersilie, von Haxltieren benagt, vor sich hin. Auch hier will sich keine Freude einstellen. Der Juli, nein, der bringt's noch nicht wirklich. (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 19.7.2013)