Innsbruck - Der innerparteiliche Machtkampf bei Vorwärts Tirol geht weiter. Am Freitag soll in einem Innsbrucker Café eine nicht öffentliche Generalversammlung der Liste stattfinden, einberufen vom Lager rund um die Mitbegründerinnen Christine Oppitz-Plörer und Anna Hosp. Eingeladen seien jedoch nur die 14 Gründungsmitglieder, erklärte Bezirkssprecher Robert Possenig am Dienstag. Mehr Mitglieder habe die Partei nicht. Hosp hat in einem Interview im Tiroler Wochenblatt "Oberländer Rundschau" angekündigt, selbst als Parteiobfrau kandidieren zu wollen.

Sollte sich niemand zutrauen, das finanzielle und imagemäßige Fiasko, welches der abgetretene Parteiobmann Hans Lindenberger hinterlassen habe, zu bereinigen, werde sie sich vor ihrer Verantwortung als Parteigründerin mit Sicherheit nicht drücken, meinte Hosp. Auf Dauer gesehen müsse die Position des Parteiobmanns von einem unserer jungen, talentierten Jungpolitikern übernommen werden, erklärte die Vorwärts-Mitbegründerin. In der Generalversammlung am kommenden Freitag würden jedenfalls die Weichen für die Zukunft gelegt. Es sei wichtig, allen Mitgliedern und Mitstreitern die Hand zu reichen und zu versuchen, gemeinsam das Schiff wieder auf Kurs zu bringen.

Scharfe Kritik an Lindenberger

Im Interview kritisiert Hosp ihren ehemaligen Parteikollegen Lindenberger scharf. Dieser stehe für ein "System der Machtkonzentration" und sei nicht bereit gewesen, alle Bezirke und Ebenen der Partei einzubinden. "Seine fehlende Nervenstärke sowie die fachlichen Mängel in nahezu allen politischen Bereichen haben sich ja erst unter Druck herausgestellt", wurde die ehemalige Landesrätin zitiert. Zudem habe Lindenberger allen glaubhaft gemacht, dass er ein Bürgerlicher sei. "Handlungen, wie der Aufruf zum Kirchenvolksbegehren bekunden allerdings das Gegenteil".

Klagen über 900.00 Euro

Lindenberger sei es gelungen, den Medien glaubhaft zu machen, dass ihn für die Parteifinanzen keine Verantwortung treffe. Dabei herrsche völlige Intransparenz. Es würden bereits Klagen über 900.000 Euro ins Haus stehen. "Das Verwerflichste an seinem Umgang mit Verantwortung ist jedoch die Tatsache, dass er lieber seine eigene Macht sichert und dafür auch in Kauf nehmen würde, dass die - in Vorleistung getretenen - Tiroler Unternehmen ihr Geld nicht mehr bekommen". An der Basis der Partei habe es deshalb bereits seit längerem rumort. Unter anderem sei eine Unterschriftenliste mit über 150 Unterschriften von Mitgliedern und Unterstützern mit dem Antrag auf Abwahl von Obmann Lindenberger herumgereicht worden.

Lindenberger hält Versammlung für rechtlich nicht wirksam

Vor bekannt werden des Interviews kritisierte Lindenberger, dass zur Generalversammlung nur 14 Parteimitglieder eingeladen wurden. Er werde daran ebenso wenig teilnehmen wie seine Mitstreiter. Die Veranstaltung sei rechtlich nicht wirksam, er könne das beweisen.

Er und seine Landtagskollegen seien derzeit als Vorstände "formell noch im Amt". Man brauche eine "auf guten rechtlichen Füßen stehende Mitgliederversammlung" und nicht eine Zusammenkunft eines "ausgewählten Kreises von neun Leuten", die sich selbst als Basis sehen würden. Auf einer derartigen Mitgliederversammlung müsse es dann zum Wechsel im Vorstand kommen, so der frühere SPÖ-Landesrat. Man sei es dem Wähler eine ordentliche und saubere Übergabe schuldig. Lindenberger bekräftigte einmal mehr, dass in dieser Konstruktion und mit Oppitz-Plörer und Hosp eine Einigung nicht mehr möglich sei. (APA, 16.7.2013)