Die Eltern haben am meisten Einfluss auf die eigene politische Einstellung.

Grafik: Der Standard

Linz - Die Politisierung beginnt in der Familie. 68 Prozent der österreichischen Wahlberechtigten sagen, dass die Eltern mehr oder weniger großen Einfluss auf die persönlichen politischen Einstellungen genommen haben. "Das heißt allerdings nicht, dass man unbedingt so wählt wie die Eltern - es kann auch bedeuten, dass der eine oder andere ganz bewusst anders wählt, als er das im Elternhaus erlebt hat", sagt Meinungsforscher David Pfarrhofer über die aktuelle Untersuchung seines Linzer Market-Instituts zu den politischen Haltungen der Österreicher.

Im Auftrag des STANDARD fragte Market zweierlei: Welche Personen haben Einfluss auf Ihre persönlichen politischen Einstellungen? Die zweite Frage lautete: "Welche Personen haben so alles in allem eine ähnliche politische Haltung wie Sie, welche weniger?"

Auf diese Frage sagen nur 43 Prozent, dass die Eltern vermutlich eine ähnliche Haltung haben - 33 Prozent sagen dezidiert, dass die Eltern wohl anders eingestellt sind. Besonders die erklärten Anhänger der Grünen und Freiheitlichen meinen, dass sie anders ticken als ihre Eltern, während die Wähler der Koalitionsparteien mehrheitlich davon ausgehen, dass die Eltern ähnlich denken.

Ähnlich wichtig ist der Lebenspartner beziehungsweise die Lebenspartnerin - ein gutes Viertel hält die politische Meinung des Partners oder der Partnerin für sehr wichtig, ein weiteres gutes Drittel für wichtig. Hier ist die Übereinstimmung deutlich größer als im Elternhaus: 59 Prozent der Männer und 51 Prozent der Frauen vermuten eine ähnliche politische Haltung beim Partner. Aber immerhin 26 Prozent sagen, dass das nicht der Fall wäre.

Auf die Frage, ob wohl die Arbeitskollegen eine ähnliche Haltung haben wie man selbst, sagen nur 14 Prozent, dass das der Fall wäre, 26 Prozent vermuten eine andere Haltung und 38 Prozent reden offenbar in der Arbeit nicht über Politik und können es daher nicht einschätzen. (Die 22 Prozent, die auf 100 fehlen, geben an, keine Arbeitskollegen zu haben.)

Ein Mythos wird durch die Ergebnisse der Umfrage deutlich infrage gestellt: der von der "Lufthoheit über den Stammtischen". Nur zwei Prozent der Befragten sehen die Meinung am Stammtisch als sehr wichtig (weitere 14 Prozent als weniger wichtig) an - wobei gut ein Viertel der Befragten überhaupt nichts im Sinne einer Stammtischrunde kennt.

Pfarrhofer: "Den geringsten Einfluss nehmen die Befragten im Bereich Religion an - die Idee, dass der Pfarrer predigt und die Leute daraufhin eine bestimmte Partei wählen, das gibt es bei uns nicht oder nicht mehr."

Der Sozialforscher relativiert die Bedeutung der in Wahlkampfzeiten gebildeten Prominentenkomittees: "Wenn da irgendwelche Promis in einem Personenkomitee einen Politiker unterstützen, hat das vielleicht einen Mobilisierungseffekt in einer ohnehin schon politisierten Zielgruppe. Aber dass jemand eine Partei wählt, weil die auch von einem bekannten Sportler oder Künstler unterstützt wird, das ist allenfalls ein Randphänomen." (Conrad Seidl, DER STANDARD, 15.7.2013)