Walter White (Bryan Cranston, rechts im Bild).

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Die unheimlichsten Bilder vom gegenwärtigen Zustand der USA liefert seit mehr als vier Jahren die Serie Breaking Bad. Wie der einst brave Chemieprofessor Walter White zunehmend behände im amerikanisch-mexikanischen Grenzland zwischen fadem Mittelstandspießertum und eskalierender Drogenkriminalität surft, gehört zum besten, gescheitesten, spannendsten, entlarvendsten, was das Fernsehen derzeit zu bieten hat.

Nach 52 Folgen ist Walter White (Bryan Cranston) dermaßen abgedriftet, dass ihn selbst gefährlichste Drogenbosse fürchten. Nach getaner Arbeit – Crystal-Meth-Kochen oder Konkurrenten ausschalten – fährt er wie eh und je in sein kleines, gemütliches Eigenheim. Gattin Skyler, anfangs ahnungslos, mischt inzwischen beim Geldwaschen mit, und die eigenen Abgründe machen ihr längst nicht mehr soviel Angst. Ab 11. August stehen nun im US-TV die finalen Folgen bevor, von der Seriengemeinde entsprechend ungeduldig erwartet. Die Spannung steigt, und der Kult verselbständigt sich: Eine Ausstellung im New Yorker Museum of the Moving Image zeigt ab 26. Juli die Stationen der Wandlung des Walter White, Titel Making Bad.

Auffallend an Breaking Bad ist die Abwesenheit jeglichen politischen Korrektivs. Die Polizei ist eine verkrüppelte Institution. Es war bezeichnend, dass der Polizist Hank, Walters Schwager, nach einer Schussattacke über viele Folgen bewegungsunfähig war. Möglich, dass Breaking-Bad-Erfinder Vince Gilligan das Serienende anders geschrieben hätte, wenn er von den Abhörpraktiken des US-Geheimdienstes gewusst hätte. Das Bild der kriminellen Allgegenwart dürfte ihm gefallen. (Doris Priesching, DER STANDARD, 13./14.7.2013)