Kinski zu Besuch bei Lanz: Sendung hier zum Nachsehen.

Screenshot: ZDF/Mediathek

Lanz begann, wie Lanz beginnt - mit Bulldozer-zarter Vorstellung der Gäste. Trainer Felix Magath, der immer wie ein gefasster Doppelagent wirkt, lässt Lanz' Worte indes pokerfaceartig abtropfen. Sat.1-Moderatorin Britt Hagedorn ist gar erheitert. Kein Drama, dass Lanz die Titel ihrer Sendungen rausröhrt ("Hundert Kilo pralle Lust!", "Auf die Knie, meine Kurven machen dich schwach!").

Direkt neben Lanz saß jedoch Nastassja Kinski, die Tochter des verstorbenen "wilden Mannes" (Lanz). Fragil-unruhig zu Beginn. Schüchtern und wortkarg dann, als es um 1977 geht, jenen "Reifezeugnis"-"Tatort", der zum Skandal wurde. Kinski war 15. Scheint sich nicht ungern zu erinnern, hat sich etwas Kindliches in der Stimme bewahrt.

Dann allerdings geht Lanz auf Vater Klaus Kinski und das "Kindermund"-Buch von Nastassjas Halbschwester Pola ein, in dem Missbrauchsvorwürfe gegen Vater Kinski erhoben werden - und es wird eine normale Sendung zu einer unkontrollierbaren.

Für Nastassja ist Klaus Kinski "der Name", und sie bringt den Namen nicht heraus. "Habe nicht gedacht, dass man den Namen hier erwähnt." Tränen. Taschentuch. Lanz, schon etwas in Bedrängnis, entschuldigt sich, bohrt aber weiter. "Was wussten Sie von dem, was Ihre Schwester da schrieb?" "Waren Kinskis Wutausbrüche inszeniert". Nein, "er war so".

Als die Beklemmung etwas weicht, erfährt man, dass Frau Kinski mit 15 im Gefängnis war, da sie in Geschäften Sachen mitgehen hat lassen. Gefängnis? Sei für sie eine gute Zeit gewesen. Dennoch: In Zukunft bitte wieder normale Sendungen. Und im Vorgespräch Fragen abklären, damit Zusammenbrüche ausbleiben. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 12.7.2013)