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Durch Arbeitsgemeinschaften kommen auch kleinere Firmen zum Zug.

Foto: REUTERS/Michaela Rehle
Grafik: DER STANDARD

Wien - Die Pleite der Alpine oder jene von Maculan anno 1995 waren nicht Folgen von Konjunktur- oder Nachfragerückgängen. Verantwortlich waren schwere Managementfehler samt einer zu riskanten Auslandsstrategie. Anders als bei stationären Industriebetrieben gibt es keine Überkapazitäten, weil sich die Baufirmen gut den Nachfrageschwankungen anpassen können: Deren Betriebsmittel (Kräne, Bagger etc.) kann man mit einer Stationärindustrie, die oft mehrere Hundert Millionen Euro an einem Standort (Hochofen, Fabriksgelände) investiert, nicht vergleichen.

Wenn mangels Aufträgen teure Hochöfen stillstehen, laufen die Investitionskosten dennoch weiter. Die Bauwirtschaft hingegen hat genau jene Kapazität, die der Nachfrage und dem Auftragsstand entspricht. Sinkt die Nachfrage, kann sie Betriebsmittel gut anpassen, indem etwa keine neuen Maschinen gekauft oder bestehende Geräte verkauft werden. Der Bauwirtschaft fehlen zudem viele industrielle Merkmale wie die Serienfertigung, dort, wo es diese gibt, wie bei Fertigteilhäusern oder Fertigbetonplatten, sind sie in Summe von verschwindend geringer Größe. Am Bau geht es um echte Bauleistung, und es geht um die Qualität der Mitarbeiter. Wenn man von der Bauwirtschaft spricht, so ist das in Österreich ein Konglomerat von mittleren Firmen, mit vielen Niederlassungen in den Bundesländern, die nicht mit Großbetrieben wie OMV oder Voest vergleichbar sind.

Größe ist nicht alles

Es ist ja auch nicht so, dass Größe allein à la Strabag nur Vorteile bringt. Jede Baufirma jeder Größe hat Chancen am Markt, wenn sie eine ihrer Größe angepasste Strategie fährt. Jene, die so schlau waren, mit guten Mitarbeitern großteils im Inland zu bleiben, und die riskante Expansionen ins Ausland nicht in dem Ausmaß wie eine Alpine mitmachten, sind gut im Geschäft. Egal ob Liebbau Weiz, Habau, Swietelsky, Granit oder Hinteregger.

Der Grund, warum die Mittleren oder Kleineren der Branche kaum auf Großbaustellen zu finden sind, hängt damit zusammen, dass sie allein nicht über die notwendigen Spezialgeräte verfügen. Diese mittleren Betriebe haben sich spezialisiert, etwa Swietelsky auf den Gleisbau oder Habau auf den Straßenbau und früher Pipelinebau.

Insofern hat jeder eine Wettbewerbschance, wenn er das macht, was er kann. Die Rendite ist bei den mittelständischen Firmen oft größer als bei den großen. Und es ist ja nicht gesagt, dass eine Strabag auch künftig ihre heutige Größe beibehält, zumal die Risken im Ausland ungleich höher sind.

Arbeitsgemeinschaften

Durch sogenannte Arbeitsgemeinschaften, die bei Großbaustellen von mehreren Baufirmen gebildet werden, haben auch kleine und mittlere Betriebe die Chance, gemeinsam mit den großen an Aufträge zu kommen.

Mit der Aussicht, dass in Österreich wieder mehr gebaut werden wird, brauchen die heimischen Mittelständler auch die ausländische Konkurrenz nicht zu fürchten. Den ausländischen Baufirmen sind in Österreich einfach die Preise zu schlecht. Die heimischen Betriebe hingegen kommen im Vergleich zum Ausland mit tieferen Preisen aus, weil sie die Kosten im Griff haben und sowohl technisch als auch wirtschaftlich gut arbeiten. Nach Österreich kamen keine spanischen Baubetriebe, keine Italiener und keine Osteuropäer. Letztere haben in den eignen Ländern genug Baubedarf, dass sie die Kapazitäten im jeweils eigenen Land brauchen.

In Summe sind die heimischen Betriebe in allen Sparten, Hoch- wie Tiefbau inklusive Kraftwerksbau, tätig. Und die führenden heimischen Betriebe sind in allen Sparten technologisch auf dem letzten Stand. Das ist auf das hohe Niveau der technischen Universitäten zurückzuführen, aber auch auf die gute Ausbildung der Facharbeiter. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 12.7.2013)