Salzburg - Die Salzburger Festspiele 2003 sind heute, Freitag, am späten Nachmittag in der Felsenreitschule zum letzten Mal von Bundespräsident Thomas Klestil offiziell eröffnet worden. Die Festrede, die er unter das Motto "Freude - Ost und West" stellte, hielt der ehemalige rumänische Kultur- und Außenminister sowie Philosoph Andrei Plesu, 190 Veranstaltungen stehen in der Zeit vom 26. Juli bis 31. August auf dem Programm. Die erste Premiere findet morgen, Samstag, um 20.30 Uhr statt: "Jedermann" auf dem Domplatz. Die Vorfälle am Balkan in den neunziger Jahren hätten ein politisches Umdenken Europas eingeleitet: Was im Südosten Europas seither gelungen ist, stelle "einen überzeugenden Sieg der modernen Friedenskräfte über die blutigen Reaktionäre von Gestern dar - trotz mancher Rückschläge und vieler noch offener Probleme". Das stellte Bundespräsident Thomas Klestil in seiner Eröffnungsrede fest. In aller Welt sollte über ein "Prinzip Übereinstimmung bestehen: Dass Krieg kein Mittel der Politik sein darf, es sei denn als bewaffnete Maßnahme der Vereinten Nationen".

Schüssel: "Was immer größer wird, wird zu groß"

Mit der Sucht nach den Superlativen in der heutigen Zeit beschäftigte sich Bundeskanzler Wolfgang Schüssel unter anderem in seiner Ansprache. Keine Wirtschaft der Welt könne auf Dauer ein Rekordwachstum stellen. Österreich habe heuer ein Wirtschaftswachstum von einem Prozent, im Jahr 2004 würde es aber zwei Prozent ausmachen - deshalb könne man bei uns noch lange nicht von einer Krise sprechen.

Es gebe eine positive Entwicklung, und die pessimistischen Vorhersagen hätten sich anhand von Beispielen bisher meistens falsifiziert, meinte der Bundeskanzler. Zur Sprache brachte der Bundeskanzler auch Leopold Kohr und meinte, "was immer größer wird, wird zu groß. Wenn die Macht zu groß wird, tendiert sie zu Missbrauch".

...Und weiter: Man könne Sparen deshalb nicht unterlassen, "nur damit man sich eine Kritik erspart"

Abgeleitet von "Jedermann", der die guten Werke unterlassen habe, stellte Schüssel eine Politik zur Diskussion, die ständig etwas unterlasse oder zupacke. Man könne Sparen deshalb nicht unterlassen, "nur damit man sich eine Kritik erspart". Sonst wäre die nächste Generation der wahre Verlierer, wenn die guten Werke aus Krücken hervorkommen, so Schüssel in Anspielung auf die Pensionsreform.

Bezogen auf die EU meinte Schüssel: "Die Zeit der Einbahnstraße ist vorbei." Europa werde teilweise wechselnde Allianzen und regionale Partnerschaften bilden. Um die Identität zu wahren, dürfe jedoch niemand ausgeschlossen werden. "Das ist die eigentliche politische Zukunft Europas." Die gesamte EU sei bereit, von den neuen Beitrittsländern zu lernen. Die Neugier sei deshalb vorhanden, weil die neuen Partner noch zu wenig gekannt würden.

Lob für Graz

Von Kunst und Kultur könne die Politik Wahrheit, Authentizität, Offenheit, Internationalität und Reife lernen. Österreich habe als Bildungs- und Kulturland die besten Voraussetzungen dazu. Gelobt hat der Bundeskanzler in diesem Zusammenhang die steierische Landeshauptstadt Graz - diese habe Großartiges auf die Beine gestellt.

Landeshauptmann Franz Schausberger (V) setzte sich in seiner Begrüßungsrede unter anderem mit dem tief greifenden gesellschaftspolitischen Wandel im Europa der vergangenen 14 Jahre sowie mit Festspielredner Andrei Plesu auseinander. (APA)