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Bernard Tapie

Foto: REUTERS/Fred Dufour

Paris/Herzogenaurach - In der Affäre rund um den Besitzerwechsel des deutschen Sportartikelherstellers Adidas Anfang der 1990er Jahre kommt wieder Bewegung. So soll die Justiz vorsorglich Vermögen des französischen Unternehmers Bernard Tapie beschlagnahmt haben. Die mit den Ermittlungen betrauten Untersuchungsrichter sicherten nach Informationen der Zeitung "Le Monde" den Zugriff auf Tapies Anteile an einem Wohnhaus in Paris im Wert von rund 69 Millionen Euro sowie auf eine Villa in Saint-Tropez, die auf 48 Millionen Euro geschätzt wird.

Zudem wurde die Beschlagnahme von Lebensversicherungen angeordnet, deren Verkaufswert auf rund 20,8 Millionen Euro beziffert wird. Die Justiz bestätigte dies.

Der Hintergrund der Affäre reicht zwei Jahrzehnte zurück: Der Unternehmer Bernard Tapie hatte 1993 den Sportartikelkonzern Adidas an eine Investorengruppe verkauft, an der auch die damals staatliche Bank Credit Lyonnais beteiligt war. Tapie, der im folgenden Jahr Privatinsolvenz anmelden musste, warf der Bank vor, ihn bei dem Geschäft übervorteilt zu haben, und klagte auf Entschädigung. Um den jahrelangen Rechtsstreit zu beenden, rief die damalige französische Finanzministerin Lagarde 2007 ein Schiedsgericht an, das Tapie schließlich Schadenersatz in Höhe von 285 Millionen Euro - mit Zinsen rund 400 Millionen Euro - zusprach.

Umstritten

Umstritten ist die Anrufung des privaten Schiedsgerichts wie auch Lagardes Entscheidung, gegen den Schiedsspruch keinen Widerspruch einzulegen, obwohl ihr Experten dazu rieten.

Gegen Tapie war jüngst ein Anklageverfahren wegen bandenmäßigen Betrugs eingeleitet worden. Der 70-Jährige bestreitet alle Vorwürfe. Ermittelt wird auch gegen den heutigen France-Télécom-Chef Stéphane Richard, der einst Bürochef von Lagarde in deren Zeit als französische Finanzministerin war. Lagarde ist einem Ermittlungsverfahren entgangen; ihr wurde von der Justiz ein Zwitterstatus zwischen Zeugin und Beschuldigter zugewiesen. (APA/Reuters, derStandard.at, 10.7.2013)