Im Mainstream hat man's leicht: Dank PR-Millionen und Preview-Hype wird den wartenden Spielern schon Monate vor dem Release der Mund wässrig gemacht - Preorders und ausreichende Kundenbegeisterung beim Verkaufsstart sind sozusagen das Lebenselixir der millionenschweren AAA-Schlachtschiffe. Wo allerdings kein Dollar für PR-Budget vorhanden ist, kann auch nur schwer Vorab-Begeisterung geschürt werden - ein Problem, dem die Indie-Branche mit ihren eigenen Mitteln begegnet.

Schnäppchen in Sicht

Kickstarter-Kampagnen und Alpha-Funding geben schon vorab Einblick in kommende Indie-Attraktionen, Demonstrationen auf Messen wie der GDC oder Rezzed sorgen für etwas Aufmerksamkeit und auch der Schneeballeffekt auf sozialen Plattformen wie Twitter sorgt für Sichtbarkeit. Viele der in Entwicklung stehenden Indie-Games sind auf Vorfinanzierung durch Crowdfunding oder Alpha-Käufer angewiesen, die durch ihren Beitrag erst die Fertigstellung der Spiele ermöglichen. Einen kleinen Vorteil haben die unabhängigen Titel gegenüber der Hochglanzwelt: Dank niedriger Preise und weniger Fokus auf Grafik haben Indie-Spiele eine höhere Lebensdauer und Halbwertszeit und spülen so oft über Jahre hinweg noch Geld in die Kassen ihrer Macher, bis sie irgendwann per Pay-what-you-want-Modell verlässlich auch zu den letzten potenziellen Spielern gelangen.

Coming Indie Attractions

Worauf können sich Indie-Fans in diesem Jahr noch freuen? Der GameStandard gibt einen Überblick über einige der vielversprechendsten Indie-Games in Produktion - eine Auswahl, die alleine wegen der riesigen Zahl willkürlich bleiben muss, aber doch Lust auf mehr machen will.

Against The Wall (Windows, Mac; ca. 7 Euro Preorder; aktuell auf Greenlight)

Seit zwei Jahren arbeitet Michael Consoli an seinem per Kickstarter vorfinanzierten First-Person-Spiel mit einzigartiger Optik und originellem Konzept: Wir klettern an einer endlosen Mauer kontinuierlich nach oben und können uns mit einem eigenen Tool Stufen und Aufstiegshilfen aus der Wand zaubern. Tolle Atmosphäre und innovative Spielidee - nicht nur Indie-Fans dürfen auf die noch heuer startende Klettertour gespannt sein. Es gibt eine kostenlose Alpha, um ca. 7 Euro kann vorbestellt werden.

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Among the Sleep (Windows, Mac, ca 15 Euro Preorder)

Als Zweijähriger durch ein nächtliches Haus zu wandern, kann gruseliger sein als die zwölfte Zombieapokalypse. Das vor kurzem mit 248.000 Dollar erfolgreich per Kickstarter finanzierte First-Person-Horrorspiel, das der GameStandard schon genauer unter die Lupe genommen hat, soll den "Surrealismus von Träumen und der kindlichen Vorstellungskraft" einfangen - auch hier wird also durchaus Originelles gewagt. Auch die Norweger wollen ihren Horrortrip noch heuer in Spielerhände legen.

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Feist (Windows, Mac)

Wer anlässlich des soeben für iOS umgesetzten Indie-Klassikers "Limbo" Sehnsucht nach stylischem 2D-Action-Adventure verspürt, darf sich auf "Feist" freuen: Das spektakulär aussehende Projekt zweier Schweizer Games-Design-Studenten entwickelt sich seit 2008 vom Studentenprojekt zur inzwischen vielfach vorprämierten Indie-Hoffnung weiter. 2013 soll der atmosphärische Titel endlich auch außerhalb diverser Gameskunst-Ausstellungen spielbar sein.

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MAKE (Windows, Mac, Linux)

Hier kommt sie vielleicht, die nächste große Indie-Sandbox: Das niedlich-futuristische "MAKE" soll aber nicht nur zum freien Erforschen und Basteln der wunderhübschen und aufwendig mit Physik- und Schwerkrafteffekten ausgestatteten Welt anregen, sondern auch Fallen, eine Tierwelt, Coop- und kompetitives Multiplayer sowie eine Kampagne und Minispiele bieten. Bis Ende des Jahres soll es losgehen, die Steam-Community hat schon grünes Licht gegeben.

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Amnesia: A Machine for Pigs (Windows, Mac)

Wenn sich die schwedischen Macher des "besten Horrospiels aller Zeiten" mit dem britischen Games-Innovator Dan Pinchbeck ("Dear Esther") zusammentun, ist Großes zu erwarten: Freunde (oder besser: Opfer) des Vorgängers können ein Lied auf die atmosphärische Großartigkeit des Gothic-Horrorspiels singen. Nach mehreren Terminverzögerungen soll es im Herbst endlich so weit sein: "A Machine For Pigs" wird uns das Fürchten lehren.

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Gone Home (Windows, Mac, Linux)

Die Macher des kritisch hochgelobten "Bioshock 2"-DLC "Minerva's Den" versuchen sich in "Gone Home" ebenfalls an Innovation im First-Person-Genre: In einem akribisch detailgetreu nachgebauten Haus in den späten Neunzigerjahren ist man als Spieler auf der Suche nach Antworten. Dichte Atmosphäre und Emotion sollen "Gone Home" zu einem ganz speziellen Erlebnis werden lassen - wir sind gespannt.

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The Novelist (Windows, Mac, Preorder ca. 12 Euro)

"A Game about Life, Family and the choices we make" - auch "The Novelist" versucht sich an unerforschtem Spielgebiet. Als körperloser Geist schweben wir über dem alltäglichen Leben der Familie eines verbissen an seinem Buch verzweifelnden Schriftstellers und können das Schicksal der Familie subtil beeinflussen. Wie sich das ambitionierte Konzept zwischen "The Shining" und "The Sims" letztendlich spielt, wird bis Ende des Sommers gelüftet, auch Steam hat dem spannenden Projekt bereits grünes Licht gegeben.

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An dieser Stelle soll ein - willkürlicher - Schlussstrich gezogen werden: Ein Ende der erwähnenswerten Indie-Projekte, die in den nächsten Monaten veröffentlicht werden, ist nämlich nicht in Sicht. Von Jonathan Blows "The Witness" über Klei Entertainments "Spionage XCOM" "Incognita" bis hin zum unpackbar niedlichen Dachssimulator "Shelter" reicht die Palette - und noch viel weiter.

Auch wenn also das Marketingbudget der Indies nicht im Entferntesten an jenes der Großen heranreicht: Ein wenig Vorfreude ist durchaus angebracht. (Rainer Sigl, derStandard.at)

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