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Die Regierung bekommt vom Rechnungshof Rückenwind für ein neues Lehrerdienstrecht. Der RH fordert die Anhebung der Unterrichtspflichten für Lehrer. Viele machen jetzt schon freiwillig Überstunden und lassen sich das gut bezahlen.

Foto: APA/Neubauer

Wien - Unterstützung im Ringen um eine höhere Unterrichtsverpflichtung für Lehrer hat die Regierung am Mittwoch vom Rechnungshof (RH) bekommen: Da Personalmangel bei den Bundeslehrern derzeit im großen Stil durch Dauermehrdienstleistungen gedeckt wird, spricht sich der Rechnungshof dafür aus, dass diese Gruppe grundsätzlich länger in der Klasse stehen soll.

Durch eine Anhebung von derzeit 20 auf 22 Wochenstunden würden zwei Drittel der Kosten für Überstunden wegfallen, argumentieren die Prüfer. Die aktuelle Praxis deute zudem darauf hin, "dass die Bundeslehrer über die Lehrverpflichtung hinausgehend zu weiteren Unterrichtstätigkeiten bereit waren".

Die Personalsituation bei den Bundeslehrern an AHS und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) ist laut Bericht angespannt: Zwischen 2008/09 und 2011/12 nahmen die Dauermehrdienstleistungen um zwölf Prozent zu, auch die Überstunden pro Lehrer sind mehr geworden, wobei der AHS-Bereich traditionell weniger betroffen ist als die BMHS.

Im Schuljahr 2011/12 entsprachen fix eingeplante Überstunden der Arbeit von 5.200 vollbeschäftigten Lehrern. In Wien, das neben Oberösterreich in dem Bericht gesondert untersucht wurde, wurden zudem 395 Personen eingesetzt, die noch nicht ihr Unterrichtspraktikum absolviert oder nur ein fachverwandtes Diplomstudium absolviert hatten. Kaum ins Gewicht fällt unterdessen der viel diskutierte Einsatz bereits pensionierter Lehrer: Im November 2011 gab es österreichweit 15 Betroffene.

Kurzfristiger Anstieg des Lehrermangels

Für 2013/14 erwartet der Rechnungshof kurzfristig einen weiteren Anstieg des Lehrermangels durch die anstehende Verschärfungen der Hacklerregelung: 3.088 Lehrer werden demnach benötigt. Neben dem Generationenwechsel - zwischen 2012/13 und 2025/26 müssen 19.677 Lehrer beziehungsweise rund 55 Prozent der aktuellen Stellen nachbesetzt werden - haben personalintensive Schulreformen wie die Senkung der Klassenschülerhöchstzahl und die Einführung der Neuen Mittelschule die Personalsituation verschärft. Laut Prognosen vom Personalmangel besonders betroffen sind die Fächer Englisch, Deutsch, Mathematik, Turnen und Informatik. Regional haben Wien, Nieder- und Oberösterreich den größten Bedarf.

Mit der Personalplanung des Unterrichtsministeriums ist der RH insgesamt unzufrieden: "Ein koordinierender Maßnahmenplan des BMUKK zur Deckung des Lehrerpersonalbedarfs fehlte weitgehend. Auch fehlten Maßnahmen, das bestehende Lehrerpersonal länger im Aktivstand zu behalten."

Rechnungshof empfiehlt Informationskampagnen für Lehrerberuf

Neben der Forcierung eines neuen Dienstrechts und der höheren Unterrichtsverpflichtung für Bundeslehrer empfiehlt der RH dem Ministerium gezielte regionale und nach Unterrichtsgegenständen aufgeschlüsselte Informationskampagnen, um mehr Personen für den Lehrerberuf zu interessieren. Außerdem solle es darauf hinwirken, dass das bestehende Lehrerpersonal länger an den Schulen bleibt - dazu soll das Ressort auch für eine Änderung der Hacklerregelung für Bundeslehrer eintreten. Bei der neuen Lehrerausbildung wiederum müsse darauf geachtet werden, die derzeit hohe Drop-out-Rate zu verringern. Vorgeschlagen werden dafür Aufnahmeverfahren, wie sie auch in der jüngst beschlossenen Reform vorgesehen sind.

Und auch das in den Lehrerdienstrechtsverhandlungen zwischen Gewerkschaft und Regierung viel diskutierte Unterstützungspersonal kommt im Bericht zur Sprache: Der Rechnungshof fordert eine Entlastung der Lehrer von administrativen und sozialen Tätigkeiten. Umschichtungen wünscht er sich auch bei leitenden, administrativen und unterstützenden technischen Tätigkeiten (zum Beispiel Direktoren, Administratoren beziehungsweise Betreuung von IT-Arbeitsplätzen): Dafür wurden im Schuljahr 2011/12 rund 2.500 Vollbeschäftigungs-Äquivalente vom Unterricht abgezogen - würden stattdessen Verwaltungsbediensteten eingesetzt, brächte das Einsparungen von rund 13 Millionen Euro pro Jahr.

Für die Tagesbetreuung sollten aus RH-Sicht wiederum vermehrt Lehramtsstudenten eingesetzt werden: "Diese könnten dadurch Erfahrungen für den späteren Lehrerberuf gewinnen, und das BMUKK könnte Kostenvorteile lukrieren." (APA, 10.7.2013)