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Foto: Christian Fischer

Als die Uhren schwimmen lernten, war die Marke mit der Krone im Logo ganz früh vorn dabei. Auch was die öffentliche Wahrnehmung betraf: Denn Rolex-Gründer Hans Wilsdorf erkannte bereits in den 1920er-Jahren den Wert guten Marketings. Kurzerhand schnallte er der Stenotypistin Mercedes Gleitze, die den Ärmelkanal durchschwimmen wollte, eine Rolex "Oyster" ums Handgelenk.

Gleitze scheiterte zwar knapp vor dem Ziel, aber Rolex hatte bewiesen, dass der "Auster" das nasse Element nichts anhaben konnte. Deren Konstruktionsprinzipien sind bis heute probate Wege, eine Uhr wasserdicht zu machen: gegeneinander verschraubte Gehäuseteile, eine spezielle verschraubte Krone sowie ein formschlüssiges Glas. 

Omega hatte zwar mit der "Marine" 1932 die erste Taucherarmbanduhr, aber mit der "Submariner", die 1953 in Basel vorgestellt wurde, setzte Rolex weitere Standards. Nicht umsonst gilt die Submariner als "Mutter aller Taucheruhren".

Drehbare Lünette mit gut ablesbarer Minuterie

Wie es aussieht, konnte sie diesen Ruf bis heute verteidigen: "Die Submariner ist eine der beliebtesten Uhren im Bereich der Taucher- beziehungsweise Sportuhren", heißt es zum Beispiel auf Nachfrage bei Juwelier Wagner in Wien. Auch Blancpain hatte 1953 mit der "Fifty Fathoms" eine frühe Taucheruhr am Start.

Beiden Uhren gemeinsam: eine drehbare Lünette mit gut ablesbarer Minuterie. Mit ihr war es Tauchern möglich, die unter Wasser verbrachte Zeit schnell abzulesen, ohne die verstrichenen Minuten ausrechnen zu müssen. Beim Beginn des Tauchganges musste lediglich die Nullmarkierung auf die Position des Minutenzeigers gestellt werden. Rolex hatte der Lünette bei der Nullposition außerdem einen zusätzlichen Leuchtpunkt verpasst. Die "Fifty Fathoms" - vom alten englischen Tiefenmaß Faden - brachte die einseitig gegen den Uhrzeigersinn drehbare Lünette mit.

Heute ist dies alles Teil der DIN-Norm 8306. Sie definiert, was eine Uhr können muss, um sich Taucheruhr nennen zu dürfen. So muss sie drei Stunden in drei Meter Wassertiefe unbeschadet überstehen sowie zwei Stunden in der angegebenen maximalen Wassertiefe. Auch die einseitig drehbare Lünette mit gut sichtbarer Nullmarkierung, das Gangverhalten, Antimagnetismus, Stoßsicherheit, Salzwasserbeständigkeit sowie Temperaturbeanspruchbarkeit sind in dieser Norm festgeschrieben.

Hobbytaucher benötigen kein Heliumventil

Je tiefer getaucht wird, desto mehr geht es um den Druck unter Wasser. Pro zehn Meter Tiefe steigt der Druck um ein Bar. Das entspricht etwa der Gewichtskraft eines Kilogramms auf einem Quadratzentimeter.

Modelle für große Tiefen, also ab 1000 Meter, sind zusätzlich mit einem Heliumventil ausgerüstet. Diese Vorrichtung gleicht die Druckverhältnisse innerhalb und außerhalb des Gehäuses aus und verhindert quasi, dass die Uhr nach dem Auftauchen explodiert. Die "Sea-Dweller" von Rolex war die erste Uhr mit einem sich automatisch öffnenden Heliumventil.

"Hobbytaucher benötigen kein Heliumventil", hält Peter Käferböck fest, Inhaber und Gründer von Action Diving Austria, der ältesten Tauchschule Österreichs. "Denn sie kommen kaum in solche extremen Tiefen. Open-Water-Sporttaucher kommen bis auf 18 Meter Tiefe, das Limit liegt zwischen 30 und 40 Metern."

Überall eine gute Figur

Mitte der 1970er-Jahre geriet die Entwicklung mechanischer Taucheruhren ins Stocken - schuld daran war die Quarzkrise, aber auch das Aufkommen des Tauchcomputers. "Früher haben wir anhand spezieller Tabellen ausgerechnet, wie tief wir tauchten", erinnert sich Käferböck. "Junge Taucher lernen das heute gar nicht mehr, das übernimmt der Computer." Er selbst setzt auf Quarzuhren der Marke Chris Benz: "Das sind robuste Taucheruhren, aber keinesfalls Statussymbole."

Aber gerade Letzteres ist wohl mit ein Grund, warum die mechanische Taucheruhr heute lebendiger ist denn je, auch weitab ihres gedachten Einsatzgebiets. Nahezu jede Uhrenmarke hat eine Taucheruhr im Portfolio - neben den üblichen Verdächtigen auch Marken wie Louis Vuitton oder Chanel. Sie ist ein Trend-Accessoire, mit dem man überall gute Figur macht.

Dazu weiß man bei Juwelier Wagner: "Es geht ums sportliche Design, um Robustheit, verbunden mit Luxus, und darum, dass sie zu allen Outfits passt, egal ob am Strand oder im Büro." (Markus Böhm, Rondo, DER STANDARD, 12.7.2013)