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Wien - An sich wäre es wie gewöhnlich eine fette Bilanz, die Schloss-Schönbrunn-Geschäftsführer Franz Sattlecker am Dienstag präsentierte: Allein die Besucherzahlen konnten 2012 noch einmal um acht Prozent auf 2,82 Millionen gesteigert werden - ein neuer Rekord. 41,2 Millionen Euro wurden umgesetzt - und so ging 2012 auch der Betriebserfolg vor Steuern in die Höhe: von 5,855 Millionen im Jahr 2011 auf 6,583 Millionen Euro.

Und doch ist bei dieser Jahresbilanz alles anders. Denn ganz am Ende steht unterm Strich diesmal ein Minus. Und zwar ein sattes Minus von 11,8 Millionen Euro. Die Ursache für diese buchhalterische Diskrepanz steht in Niederösterreich: die Marchfeldschlösser Schloss Hof und Schloss Niederweiden. Deren Revitalisierungs- und Betriebsgesellschaft (MRBG) wurde Ende 2012 der Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft (SKB) einverleibt. Und die gilt es jetzt erst einmal zu verdauen.

Defizitärer Betrieb

Vor allem der Betrieb von Schloss Hof läuft defizitär, rund zwei Millionen Euro werden derzeit pro Jahr an Zuschüssen benötigt. Also musste laut Sattlecker "aus Gründen der kaufmännischen Vorsicht" eine Rückstellung gebildet werden. Für die nächsten 30 Jahre wären das insgesamt 60 Millionen Euro gewesen. Aber es galt noch Synergien beziehungsweise Ersparnisse bei der Gruppenbesteuerung und beim an den Bund abzuführenden Fruchtgenuss gegenzurechnen, und also war es letztendlich eine Rücklage von 19 Millionen Euro, die die Schönbrunn-Bilanz vom Plus ins Minus abrutschen ließ.

Dabei soll es aber nicht bleiben: "Unser Ziel ist es natürlich, dass Schloss Hof einmal Schloss Schönbrunn erhält", schmunzelt Sattlecker. Aber vorerst wäre man schon froh, in die Nähe der Ausgeglichenheit zu kommen.

Gelingen soll dies durch eine Steigerung von "Servicequalität und Angebotsvielfalt". Zu Ersterem zählt ein Shuttlebus, der die Besucher nun von Marchegg aus zum Schloss bringt. Und was das Angebot betrifft, ist sich Sattlecker im Klaren, dass er mit Ausstellungen kaum die Massen ins Marchfeld bringen wird.

In Schloss Hof sei vielmehr "der Garten ein starkes Thema", und der ist Sattleckers größte Hoffnung. Wenn alleine zum dreitägigen "Gartentag" 7000 zahlende Besucher nach Schloss Hof pilgern, so steckt genau da noch weiteres Potenzial drinnen.

Canalettos Irrgarten

In Schönbrunn hat sich beispielsweise der Irrgarten zu einem regelrechten Publikumsmagnet entwickelt. Aber so etwas muss auch historisch passen. Und zum Glück gibt es ein Canaletto-Gemälde von Schloss Hof, auf dem ein derartiger Irrgarten zu sehen ist. Jetzt soll geklärt werden, ob es den tatsächlich einmal gab - oder ob dessen Vorstellung einfach Canaletto ins Bild gepasst hatte.

Weitere Hoffnung setzt Sattlecker in historische Werkstätten, die erhalten sind: In der Schmiede, der Drechslerei, in der Kräuterküche und der Marmeladenküche könnte ja wieder publikumsattraktiv gewerkt werden.

Was wirklich passiert, wird nun in der Tochtergesellschaft zubereitet. Für die Schönbrunngesellschaft hingegen gibt es schon wieder eine positive Meldung: Im ersten Halbjahr 2013 sind die Besucherzahlen noch einmal um ein Prozent gestiegen, freut sich SKB-Prokurist Alexander Keil. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, 10.7.2013)