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Auch drei Monate nach dem Unglück finden in Dhaka noch regelmäßig Protestveranstaltungen von TextilarbeiterInnen statt.

Foto: AP/A.M. Ahad

Dhaka - Die Beschäftigten in den Textilfabriken Bangladeschs sollen künftig nicht mehr fürchten müssen, dass ihr Arbeitsplatz zur Brandfalle wird oder die Mauern um sie herum einstürzen. Am Montag trat offiziell ein Brandschutzabkommen in Kraft, mit dem sich 70 Textilunternehmen weltweit verpflichten, die Fabrikgebäude regelmäßig inspizieren und wenn nötig reparieren zu lassen. Beim schlimmsten Industrieunfall in der Geschichte des Landes waren im April beim Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza am Rande der Hauptstadt Dhaka mehr als 1.100 Menschen ums Leben gekommen.

Inspektionen bis Ende des Jahres

In allen Fabriken werden die ersten Inspektionen innerhalb der kommenden neun Monate erfolgen, heißt es in dem Abkommen, das die Textilunternehmen und Gewerkschaften unterzeichneten. Nötige Reparaturen und Instandsetzungen würden ausgeführt.

"Unser Ziel ist klar: die Sicherheit aller Textilbeschäftigten in Bangladesch zu gewährleisten", erklärte am Montag Jyrki Raina, Generalsekretär der in der Schweiz ansässigen Arbeitsrechtsorganisation IndustriALL. IndustriAll hatte den Druck auf die großen Textilunternehmen nach dem Unglück von Rana Plaza massiv erhöht, sich zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu verpflichten.

Neues Gesetz in Planung

Auch auf Regierungsebene ist in den letzten Monaten Bewegung entstanden. Die Regierung in Dhaka arbeitet an einem Gesetz, das es ArbeiterInnen erleichtern soll, Gewerkschaften zu gründen. Bisher ist dies nur mit dem Einverständnis der Fabriksbesitzer möglich. Außerdem soll die Belegschaft bei den Arbeitsinspektoraten von 200 auf 800 erhöht werden. 

Hintergrund

Niedrige Löhne und ein zollfreier Zugang zu westlichen Märkten haben Bangladesch in den letzten Jahrzehnten zum zweitwichtigsten Hersteller von Bekleidung nach China werden lassen. 60 Prozent der Bekleidung gehen nach Europa, wobei diese zollfrei im Rahmen des Programms "Globalised Scheme of Preferences" (GSP) nach Europa kommen. Hintergrund des Programms ist es, armen Ländern durch Zollerleichterungen Handelsvorteile zu verschaffen. Bangladesch ist in der vorteilhaftesten Ebene eingestuft.

EU-Handelskommissar Karel De Gucht droht damit diese Zollerleichterungen aufzuheben, wenn im Hinblick auf die ArbeiterInnenrechte nicht schnell Fortschritte erzielt werden. Die bangladeschische Außenministerin Dipu Moni gab bei einem Treffen der EU in Genf zu bedenken, dass einige Kunden immer noch günstigere Preise forderten während sie die Handelspreise erhöhen würden. "Wie stellen wir eine faire Preisgestaltung sicher?" fragte Dipu Moni. Sie betonte, dass die Nachfrage ebenso ihren Teil zu einer fairen Entwicklung beitragen müsse. (APA/Reuters 9.7.2013)