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Tatort Finanzdistrikt? Gemeine Bürger dürften zuletzt wiederholt den Eindruck gewonnen haben.

Foto: Reuters/Melville

Was zuletzt von der verstaatlichten irischen Pleitebank Anglo-Irish an die Oberfläche drang, rückte die Bankbranche einmal mehr in wenig vorteilhaftes Licht. Auf den bankinternen Mitschnitten, die der britischen Tageszeitung "Independent" jüngst zugespielt wurden, macht sich - wie mittlerweile sattsam bekannt - der damalige Bankchef David Drumm über Bedenken der EU-Partner lustig. "Wir wollen nicht zu krass sein, aber Hauptsache, wir kriegen das verfluchte Geld", sagt Drumm und kichert, während sein Abteilungsleiter John Bowe die Hymne "Deutschland über alles" singt - eine Anspielung darauf, dass nach der Bankengarantie die Gelder deutscher Anleger nach Irland flossen. Mittlerweile hat Drumm sich entschuldigt. Die peinliche Affäre hat indes viel Staub aufgewirbelt.

Rücksichtsloses Verhalten ahnden

Ohnedies sollen Banker in Zukunft stärker zur Verantwortung gezogen werden. In Großbritannien etwa sollen sie für rücksichtsloses Verhalten zukünftig ins Gefängnis gehen, berichtet das "Wall Street Journal". Das Finanzministerium will nämlich die britische Bankenbranche reformieren. Die Regierung will laut dem Bericht auch das Strafrecht anwenden und droht leitenden Bankern, die sich "rücksichtslos" verhalten, mit Haftstrafen.

Darüber hinaus arbeitet die britische Schatzkanzlei mit den Aufsichtsbehörden zusammen, um Bonuszahlungen um bis zu zehn Jahre hinauszuzögern oder - im Fall von Banken, die von der Regierung gerettet werden müssen - ganz zu streichen.

Wie genau das neue Gesetz aussehen soll, wollen Regierungsexperten noch im Sommer festlegen; ein entsprechender Zusatz soll dann dem Bankenreformgesetz angefügt werden, das gerade im britischen Parlament debattiert wird. Die große Bankenreform soll Anfang 2014 verabschiedet werden und würde dann alle Banken betreffen, die in Großbritannien einen Hauptsitz haben.

Datenbank der EU-Bankenaufsicht

Doch nicht nur auf der Insel werden die Zeiten härter. Geht es nach der EU-Bankenaufsicht EBA, sollen gescheiterte Banker zukünftig auch in anderen Ländern Europas nicht mehr ohne weiteres Fuß fassen können. Die Londoner Behörde will dazu im nächsten Jahr eine Datenbank schaffen, in der Eignung und Qualifikation von Bankern für ihren Job verzeichnet sind, wie EBA-Direktorin Isabel Vaillant der Nachrichtenagentur Reuters sagte.

Bisher werden solche Informationen nicht zentral gesammelt, sondern nur auf Anfrage von den nationalen Behörden weitergegeben. In Österreich brauchen Bankmanager, wenn sie in den Vorstand aufsteigen wollen, eine Lizenz der Finanzmarktaufsicht FMA, in Deutschland vom dortigen Gegenstück BaFin.

Die EBA will die Datenbank aber auf weitere Funktionen in einer Bank ausweiten, etwa auf die interne Revision. Grundlage dafür ist die EU-Richtlinie CRD IV, mit der unter anderem die Eigenkapitalregeln nach Basel III in Europa umgesetzt werden. Die EBA könne die nationalen Behörden damit zwar nicht zu einem einheitlichen Standard zwingen, sagte Vaillant. Sie hofft aber auf öffentlichen Druck, wenn sich einzelne Staaten widersetzen sollten. Das müsse aber nicht bedeuten, dass ein Banker, der in einem Land abgelehnt werde, automatisch auch in anderen Ländern keine Lizenz erhalten könne. Das hänge immer vom Einzelfall ab. (Reuters/red, derStandard, at, 9.7.2013)