Die am Montag von den Sozialpartnern präsentierte Einigung auf ein neues Arbeitszeitmodell wird den Lebensrhythmus von zehntausenden Handelsangestellten und ihren Familien grundlegend verändern.

Grundsätzlich ist die neue Regelung, wonach die strikten Vorgaben für Arbeit am Samstag fallen, sinnvoll. Dass Mitarbeiterinnen - mit 75 Prozent sind die meisten Betroffenen im Handel Frauen - an jedem zweiten Wochenende freihaben müssen, war eine zu starre Regel. Diese sogenannte "Schwarz-Weiß-Regelung" sollte den Samstag zumindest teilweise als arbeitsfreien Tag erhalten. Aber das Modell hat in vielen Fällen flexiblere Einzelfalllösungen unmöglich gemacht, als Beispiel fällt einem etwa die Teilzeitkraft ein, die lieber öfter samstags arbeitet, weil da der Partner auf das gemeinsame Kind aufpassen kann.

Doch die Jubelstimmung, mit der die Vertreter der Wirtschaftskammer das neue Arbeitszeitmodell im Handel anpreisen, ist fehl am Platz. Denn das große Drama in der Branche ist nicht die fehlende Flexibilität bei der Arbeitszeit, schon gar nicht sind es strikte Regelungen, die ein Offenhalten der meisten Geschäfte am Sonntag verhindern. Die tatsächlichen Probleme sind die horrend niedrigen Gehälter in vielen Betrieben: Der Handel ist eine Niedriglohnbranche, in der das mittlere Monatseinkommen mit 1630 Euro brutto um 440 Euro unter jenem anderer Sparten liegt. Flexibilität allein befreit niemanden aus der Armutsfalle. (András Szigetvari, DER STANDARD, 9.7.2013)