Rom – Italiens liberale Zeitung "Corriere della Sera" steckt tief in den roten Zahlen. Nun ist ein Machtkampf zwischen den beiden Unternehmen Mr. Tod's und Fiat entstanden. Bei Italiens auflagenstärkster Zeitung (670.000 Exemplare) wurde in den letzten Tagen eine Kapitalerhöhung von mehr als 400 Millionen Euro umgesetzt. Mehrere Großaktionäre, darunter die Benettons, haben die Flucht ergriffen. Das seit Jahren haltende Aktionärsbündnis soll im Herbst gelöst werden. Fiat, traditioneller Aktionär des Corriere, hat hingegen seine Beteiligung auf 20 Prozent erhöht. Damit avanciert Fiat, bereits Eigentümer der drittgrößten Tageszeitung La Stampa, unter der Präsidentschaft John Elkanns zum Hauptaktionär des Corriere und hat dort das Sagen.

Wer weiß, wie lange. Denn schon hat der Eigentümer des Luxusschuhkonzerns Mr. Tod's, Die­go della Valle, angekündigt, dass er sämtliche bei der jüngsten RCS- Kapitalerhöhung nicht gezeichneten Anteile von RCS übernehmen und seine Beteiligung von derzeit acht auf über 20 Prozent aufstocken wolle. Della Valle will die Vormachtstellung von Fiat-Agnelli bremsen.

Die von Chefredakteur Ferruccio De Bortoli geleitete Mediengruppe versucht sich gegenüber jeglichen politischen Strömungen neutral zu verhalten. So ist auch der Corriere eine der wenigen Zeitungen Italiens, in der unterschiedliche Meinungen zu lesen sind. Della Valle will diese Tradition weiterführen. Die Frage heißt nicht nur, ob Mr. Tod's tatsächlich bei RCS aufstocken wird, sondern auch wie sich die anderen Großaktionäre, etwa die Mailänder Investmentbank Mediobanca mit
15 Prozent und der Reifenkonzern Pirelli mit fünf Prozent ihm gegenüber verhalten werden. (tkb, DER STANDARD, 9.7.2013)