Selbstorganisation von Roboterteams: Der Roboterschwarm (auf dem Foto noch an Land) kann als Ganzes ein einfaches kollektives Bewusstsein entwickeln.

Foto: Uni Graz

Graz – In einem Pool der Karl-Franzens-Universität Graz schwimmt in diesen Tagen der größte autonom agierende Unterwasser-Roboterschwarm der Welt. Die 20 U-Boote kommunizieren miteinander und treffen ihre Entscheidungen selbstorganisiert. "Ein Roboter ist 15 Zentimeter lang, sieben Zentimeter hoch und wiegt nur einen halben Kilo. Sie sind also wirklich sehr klein, das entspricht genau der Schwarmidee", erklärte Thomas Schmickl, der Leiter des Projektes. Vorbild ist die Natur – in diesem Falle Quallen.

Getestet wurde der Roboter-Schwarm am Montag in einem handelsüblichen Plastik-Gartenpool im Innenhof des Institutes für Zoologie. Die batteriebetriebenen Mikro-U-Boote bewegen sich mit zwei Antriebsschrauben durchs Wasser. Auf- und Absteigen können sie durch das Verändern der Dichte mittels eines Kolbens. Das Besondere an diesen Geräten ist "die vollkommene Autonomie", so Schmickl. Es gibt keine Fernsteuerung, die Roboter navigieren selbstständig.

(Archiv-Video von Ende Mai, Quelle: YouTube)

EU-Projekt CoCoRo

Seit 2011 wird das EU-Projekt CoCoRo (Collective Cognitive Robots) vom Artificial Life Lab der Karl-Franzens-Universität koordiniert. Erforscht werden die Mechanismen der Intelligenz beziehungsweise des kollektiven Bewusstseins. Der Roboterschwarm kann als Ganzes ein einfaches kollektives Bewusstsein entwickeln. Jedes einzelne U-Boot ist sich der gesamten Schwarmgröße bewusst und lässt das in die Schwarmentscheidung einfließen. Die Entscheidungen trifft der Schwarm so, wie es auch sozial agierende Insekten wie Bienen oder Ameisen tun.

Die Roboter können sich immer wieder an geänderte Umwelt- oder Strömungsverhältnisse anpassen. Selbst wenn einer ausfällt, kann der Rest des Schwarms seine Aufgabe erfüllen, ohne dass ein Mensch eingreifen muss. Das Schwarmsystem besteht neben den U-Booten aus einer Basisstation an der Wasseroberfläche. Bis zum Projektende im Jahr 2014 sollen insgesamt 40 Roboter in Betrieb sein. Die Forschungsergebnisse bilden die Basis für Folgeprojekte mit größeren Robotern, die zum Beispiel Giftmüllbehälter oder Blackboxes von ins Meer gestürzten Flugzeugen finden sollen. (APA/red, derStandard.at, 8.7.2013)