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Steigende Zinsen am Kapitalmarkt als "Über-Interpretation". OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny betont, dass eine "historische Änderung" der EZB Niedrigstzinsen für längere Zeit verspricht.

Foto: Reuters/Leonhard Foeger

Wien - "Keinen Raum für Selbstgefälligkeit" findet Andreas Ittner am heimischen Bankenmarkt. Zwar bestätigt das Mitglied im Direktorium der Oesterreichischen Nationalbank, dass die Banken 2012 ihre Gewinnlage verbessert haben. Die gestiegene Profitabilität sei aber vor allem auf Einmaleffekte zurückzuführen. So haben einige Geldhäuser eigene Schulden zurückgekauft und dabei Gewinne verzeichnen können. Auf diese Renditequelle können sie künftig nicht zurückgreifen. Insgesamt "weisen vergleichbare internationale Banken nach wie vor höhere Kapitalquoten aus", sagte Ittner am Montag anlässlich der Präsentation des aktuellen Finanzstabilitätsberichts.

Laut OeNB müssen die Banken ihre Risikopuffer gut auffüllen: Bis 2022 sollen die heimischen Institute bis zu acht Milliarden an neuem Kapital aufnehmen, um die Vorgaben der Regulierung Basel III zu erfüllen. Die OeNB empfiehlt den Banken in ihrem Bericht, "auf den Druck von außen zu reagieren, von Regulatoren, Aufsehern, Investoren und auch Ratingagenturen", die unisono auf höhere Kapitalquoten drängen.

In einem aktuellen Stresstest sind aber die meisten Banken ohne Probleme durchgekommen. Die OeNB hat untersucht, wie sich Rezessionen in Österreich und Osteuropa auf die Bilanzen der Geldhäuser auswirken könnten. Mit "einigen Banken" hat die Aufsicht im Stressfall keine Freude. Dabei handelt es sich wohl um die verstaatlichten Institute, die Nationalbank hat die detaillierten Ergebnisse aber nicht veröffentlicht.

Eigenartige Finanzmärkte

OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny hat am Montag eine "eigenartige Entwicklung an den Finanzmärkten" ausgemacht. "Ben Bernanke wurde überinterpretiert", sagte das EZB-Ratsmitglied. Bernanke, der Chef der US-Notenbank Fed, hatte angekündigt, dass das Anleihenkaufprogramm der Fed zurückgefahren wird. Die Europäische Zentralbank hingegen werde weiter für lockere Rahmenbedingungen an den Finanzmärkten sorgen. Dazu trage auch die "historische Änderung" vom vergangenen Donnerstag bei, so Nowotny. Die EZB hatte angekündigt, dass die Zinsen "für eine längere Zeit" niedrig bleiben werden. Eine baldige Zinserhöhung ist damit ausgeschlossen. (sulu, DER STANDARD, 9.7.2013)