Yamaha legt in seiner Modelloffensive einen Zahn zu und bringt mit der XV950 einen Retro-Bopper – und mit der XV950R auch gleich ein Custom-Modell

"Pünktlichkeit", sagte Bob Hope, "ist die Kunst, richtig abzuschätzen, um wie viel der andere sich verspäten wird." Es ist zwar sehr verwegen, anzunehmen, dass Yamaha den Zeitpunkt für die Veröffentlichung der neuen XV950 und XV950R extrig wenige Tage nach unserem Artikel "Comeback von Chrom und Stil" angesetzt hat. Aber lustig ist die Annahme für die eigene Eitelkeit schon. Obwohl: Für uns ist es schade, dass wir Überpünktlich waren und damit die Geschichte inzwischen veraltet ist.

Foto: yamaha

Obwohl, alt passt ja irgendwie eh zu diesem Motorrad. Auch wenn es nur so tut als ob und in Wirklichkeit ein modernes Motorrad ist. Der Motor basiert auf dem der XVS950A Midnight Star, wurde für den Bobber im Stil der 70er- und 80er-Jahre vollkommen überarbeitet. Der Zylinderwinkel des V-Twin bleibt zwar bei 90 Grad, allerdings steigert Yamaha das Drehmoment von 77 auf 80 Newtonmeter.

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Keine Welt, stimmt, und auch die Leistung von 54 PS lässt einen nicht gleich schwindlig werden. Aber darum geht es Yamaha auch gar nicht. "Wir schufen zwei typisch japanische Neo-Retro-Bikes: Zeitlose Motorräder, bei denen die pure Fahrfreude und die das Gefühl von Freiheit auf zwei Rädern im Vordergrund stehen", heißt es bei Yamaha.

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Der Motor ist als tragendes Element in den Doppelschleifen-Rahmen aus Stahl integriert. Die Kraftübertragung ans 150er-Hinterradl übernimmt ein Riemen. Der schmalste, den Yamaha je verbaut hat – dafür besteht sein Kern aus Kohlefaser. Er soll fester, steifer und laufruhiger sein als seine Brüder.

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Verzögert wird vorne und hinten über eine 298 Millimeter große Wave-Bremsscheibe, die vorne schwimmend gelagert ist. Wie das Wave-Design zum klassischen Auftreten der XV950 passt, muss jeder selbst entscheiden – wie auch bei der Riemenabdeckung.

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Schön sind jedenfalls der runde Frontscheinwerfer, das ebenfalls runde Rücklicht, in dem 19 LEDs eine neue Heimat gefunden haben, die Ansicht des mächtigen Motors und der Tropfentank darüber.

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Das R-Modell hat zudem Ausgleichsbehälter an den beiden hinteren Federbeinen, einen Sitzbankbezug in Wildlederoptik und einen auflackierten Streifen am Tank.

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Neben den Scheinwerfern ist auch die niedrige Sitzhöhe von 690 Millimeter typisch für diese Art von Motorrädern – und Yamaha verspricht auch das typische Blubbern aus der neu entwickelten 2-in-1-Auspuffanlage. Im Zubehör gibt es aber schon ab Marktstart eine Slip-on-Alternative von Akrapovic, wenn es noch blubberiger sein darf.

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Die 12-Speichen-Leichtmetallfelgen kann man auch gleich gegen Aufpreis gegen Speichenfelgen tauschen. Außerdem gibt es Edelstahl-Bremsleitungen, einen anderen Luftfilterdeckel, einen Springersitz – oder einen Minisitz, Miniverkleidung und eine Gabelverkleidung im gleichen Katalog. Damit kann man die Retro-Yam zu einer Old-School-Yam machen.

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Echte Customizer werden aber lieber selbst Hand anlegen und eigene Ideen umsetzen. Eine gute Grundlage ist dieses Motorrad jedenfalls – ausgereifte Technik, an der die Entwickler noch einmal nachfeilten. Einer Harley wird sie wohl nicht den Rang ablaufen, auch wenn sie in Sachen Leistung auf dem gleichen Plateau spaziert.

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Aber wer so ein Motorrad fährt, der nimmt sich gerne die Zeit, für eine genüssliche Hausrunde. Oder wie der polnische Satiriker Wieslaw Brudzinski sagte: "Die kleineren Übel sind meist von längerer Dauer." (Guido Gluschitsch, derStandard.at, 8.7.2013)

Voraussichtliche Preise:
Yamaha XV950 ABS: 9.999,-
Yamaha XV950R ABS: 10.699,-

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