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"Der Bettelstudent", die Operette von Carl Millöcker, die in Mörbisch kommenden Donnerstag Premiere hat, wird bunt sein und mit vier Bühnenbildern aufwarten.

Foto: apa/GEORG HOCHMUTH

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Schellenberger: Es gibt eine neue Überdachung, wodurch man, wenn es regnet, alle 6000 Leute ins Trockene bringen kann.

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STANDARD: Wird man Sie wie Harald Serafin, Ihren Vorgänger, auf der Mörbischer Bühne erleben?

Schellenberger: Ich bin froh, in diesem Jahr zwischen Amt und Bühne Distanz zu wahren. Es gibt genug zu tun. Ich brauche das nicht unbedingt, nicht jetzt. In Zukunft, wenn die Partie passt und es Anfragen gibt, könnte es schon sein, dass ich mitwirke.

STANDARD: Werden Sie vor der Premiere wie Serafin die Gäste launig begrüßen?

Schellenberger: Es wird eine Eröffnungsveranstaltung geben. Ich mache mein eigenes Ding, werde auf meine Art präsent sein. Es wurde ja ein Wechsel gewünscht, es muss also ein klarer Schnitt erkennbar sein, bei allem Respekt für das, was geschaffen wurde.

STANDARD: Auslastungsmäßig ging es ja zuletzt abwärts, warum?

Schellenberger: Ich will darüber nicht urteilen. Das, was ich aus meiner Sicht ändern kann, ändere ich. Es gibt eine neue Überdachung, wodurch man, wenn es regnet, 6000 Besucher ins Trockene bringen kann. Also: Wenn wir unterbrechen müssen, wird keiner mehr nass, er kann bei einem guten Glaserl Wein den Regenguss abwarten. Es wird auch eine zweite Spielstätte geben, die ich 2014 für Kinderprojekte vorgesehen habe, und ein neues Gastronomiekonzept. Auch öffnen wird das Gelände eine Stunde früher, wodurch auch der Anreisestress abgeschwächt wird. Und: Das Orchester sitzt nun in einem Saal mit toller Akustik.

STANDARD: Auslastungswünsche?

Schellenberger: Gewissermaßen: Ein volles Haus wäre toll. Wenn wir den Trend der letzten Jahre stoppen und drehen, wäre das aber schon ein großer Erfolg.

STANDARD: Haben Sie Schulden übernommen?

Schellenberger: Dazu möchte ich mich nicht äußern. Wenn die Auslastung nicht stimmt, hat das natürlich Folgen. Wir sind aber optimistisch, hoffen, dass das Publikum kommt und eine Mundpropaganda einsetzt, die Restängste nimmt, es würde beim Bettelstudenten etwas Abstraktes gemacht: Völliger Blödsinn, der auch geschürt wurde! Zudem gibt es die ORF-Übertragung nicht mehr.

STANDARD: Man hätte eher gedacht, dass die Übertragung Werbung ist.

Schellenberger: Da halte ich dagegen, dass die Tante Elfriede, die in Linz auf der Couch sitzt und die Produktion im TV gesehen hat, nicht kommt. Warum sollte sie?

STANDARD: Sie haben noch nie ein Musiktheater geleitet.

Schellenberger: Das hatte der Herr Serafin auch nicht. Ich habe durchaus Erfahrung, sonst würde ich mir das nicht zutrauen. Ich habe bei der Bewerbung ein Konzept vorgelegt - da war alles drin, was ich bis 2022 spielen würde. Mit den Spielstätten, mit den Leading Teams. Ich bin über 30 Jahre am Theater. Mir kann man nicht leicht etwas vormachen; ich kenne mich aus, ob das Choreografie, Regie, Dirigenten oder Sänger anbelangt. Ich mache mir über alles mein eigenes Bild.

STANDARD: Sie standen ja auch auf der Mörbischer Bühne?

Schellenberger: Ich habe über 40 Vorstellungen absolviert, es singt sich super. Mich hat das Ambiente gleich gepackt, ich habe die Gräfin Mariza gemacht und die Lustige Witwe. Man muss natürlich hart im Nehmen sein: Es ist mal heiß, dann kalt; mal gibt es Wind, dann wieder Regen. Dann: Die große Bühne kann man nicht nur mit den Augen, muss sie vielmehr mit der ganzen Körpersprache füllen. Das erfordert starke Typen, und es ist eine große Herausforderung. Aber bei mir entstand gleich eine starke Bindung an das Ganze dort. Bis auf das Jahr mit My Fair Lady war ich jedes Jahr anwesend.

STANDARD: Wie machen Sie das zeitlich, leben Sie in Wien und fahren nach Mörbisch?

Schellenberger: Ich lebe seit zwei Jahren in Mörbisch, habe dort ein Haus. Ich bin sozusagen Mörbischerin mit Migrationshintergrund. Wenn der Chef vor Ort wohnt, ist das gar nicht so schlecht. Ich bin aber fast jeden Tag in Wien, und ich habe natürlich noch einen "Koffer in Berlin".

STANDARD: Ihr Konzept?

Schellenberger: Es geht um die Bewahrung von Tradition, um Mörbisch als Zuhause der Operette. Das bleibt. Trotzdem will ich über den Tellerrand hinausblicken. Der Bettelstudent wird traditionell sein. Jedes Jahr wird es aber ein neues Leading Team geben, mit einem frischen Zugang zu dem jeweiligen Werk. Ich hätte auch mit dem Musical Anatevka starten können, das 2014 kommt, aber das wäre das falsche Signal gewesen.

Es gibt eine neue Überdachung, wodurch man, wenn es regnet, alle 6000 Leute ins Trockene bringen kann. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 6./7.7.2013)