Viel Entwicklungsspielraum beim Gehalt, weit in den flexiblen Angeboten: Trotz Gehaltsschere und mangelnder Diversität sieht Gundi Wentner als Banken als attraktive Arbeitgeber.

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Dass Frauen in Führungspositionen im Bankenbereich stark unterrepräsentiert sind, hat weiter Bestand: Gerade einmal 18 Prozent ortet die alle zwei Jahre durchgeführte Bankengehaltsstudie des Beraterhauses Deloitte, Ausgabe 2013.

15.000 Datensätze wurden dafür aktuell ausgewertet. Die betriebswirtschaftlichen Vorteile von mehr Diversität in der Führung werden offenbar weiter recht theoretisch abgehandelt. Desgleichen Entlohnungsgerechtigkeit: Laut Studie bestehen zwischen qualifizierten Männern und Frauen auf gleichem Joblevel hochgerechnet auf Vollzeit bis zu 20 Prozent Gehaltsunterschiede - zuungunsten der Frauen. Beim Einstieg und in Positionen, wo nach Kollektivvertrag gezahlt wird, gibt es kaum Gehaltsunterschiede, das Verhältnis Frauen und Männer liegt bei 50:50. Mit aufsteigender Position werden die Frauen dann aber schnell weniger, und die Gagenschere geht auf.

"Banken müssen moderner werden, Diversity ist nicht angekommen", sagt Deloitte-Partnerin Gundi Wentner und meint damit nicht nur die Geschlechterverteilung als Diversitätsaspekt.

Als unzweifelhaft angekommen sieht die Studie Bankenkrise und Regulatorien respektive schärfere Eigenkapitalvorschriften (Basel III) - und zwar auch in den Einkommen. Wentner: "Die Bankenkrise hat die Boni gekillt, und zwar in Zahl und Höhe."

Variable Zahlungen sind mittlerweile nicht nur in der Höhe ihres Anteils am Grundgehalt reduziert, sondern werden auch an weniger Mitarbeiter vergeben. Leiter im Bereich Wertpapier und Investmentbanking etwa verdienen im Median nunmehr etwa 111.000 Euro Jahresbrutto (bei 251 bis 600 Mitarbeitern), das sind zwölf Prozent weniger als 2011, wobei sich allerdings der variable Anteil um 62 Prozent reduziert hat. Besonders im Finanzierungsbereich sowie im Bereich Wertpapiere und im Investmentbanking zeigt sich allerdings eine deutliche Verschiebung zu gestiegenen Grundgehältern.

Insgesamt, so die Analyse in der Studie, sind die Grundgehälter leicht gestiegen. Leitungsfunktionen im Rechnungswesen und Controlling profitieren derzeit am meisten. Das Klischee von der fetten Kohle und den abgehobenen Entlohnungen in den Banken werde durch die Wirklichkeit aber bis in die Vorstandsebenen hinauf widerlegt. Auch dort gibt es deutlich weniger Bonus.

Zu wenig Junge rekrutiert

Auffällig und alarmierend ist für Wentner, dass im Bankenbereich kaum Junge rekrutiert würden. Man könne sich also ausrechnen, wann die "Talentkrise" schlagend werde. Außer im Risikomanagement, im Controlling oder im Finanzierungsbereich werde kaum oder gar nicht aktiv Personal aufgebaut. Gleichzeitig schrumpfen Geschäftsmodelle (etwa das Wertpapiergeschäft).

Wesentliche Jobverluste weist das Nachschlagewerk zu den heimischen Banken allerdings nicht aus: Von rund 80.500 Mitarbeitern in diesem Sektor 2008 (Lehman-Pleite) sind in der aktuellen Analyse 79.000 geblieben. Eine bevorstehende weitere Konsolidierung unter den Banken sieht Wentner nicht als Entlastung in Sachen "Talentkrise": "Die Kohorte 30 plus bis 50 ist gut vertreten, darunter gibt es kaum Nachwuchs." Dass Junge nicht mehr in diesen Bereich wollten, kann sie nicht bestätigen.

Trotz massiver Imageprobleme sieht sie die Banken als attraktive Arbeitgeber - einerseits, weil sie in ihren Angeboten zur Work-Life-Balance (etwa Home-Office) und zur ständigen Weiterbildung auf gutem Weg seien, andererseits, weil die Aufstiegschancen intakt und der Entwicklungsspielraum des Gehaltes (siehe Grafik) vom Einstieg bis in eine Altersposition recht groß ist. (Karin Bauer, DER STANDARD, 6./7.7.2013)