Die Installation von Fedora 19 wurde zwar deutlich verbessert, gerade die manuell Partitionierung bereitet aber immer noch gerne Kopfzerbrechen.

Screenshot: Andreas Proschofsky / derStandard.at

Dafür sind andere Teile wie die Einrichtung eines Accounts gut gelungen. Wie im Bild zu sehen, wird zudem vor der Übernahme eines schlechten Passworts explizit gewarnt.

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Neu ist die Übernahme diverser Konfigurationsschritte durch das GNOME Initial Setup Tool.

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Beim ersten Start des Desktop wird ein Video abgespielt, in dem die wichtigsten GNOME3-Konzepte erklärt werden. Weitere Infos gibt es auf Wunsch.

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Als Desktop kommt GNOME 3.8 zum Einsatz...

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...den es optional auch mit "klassischem" Desktop-Layout gibt.

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Zwischen den beiden Modi kann über den Login-Screen gewechselt werden.

 

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Die Überblicksansicht der GNOME Shell bietet nun die Unterstützung für "Verzeichnisse", die auch prompt genutzt wurden, um die Anwendungsliste etwas übersichtlicher zu gestalten.

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Eine der neuen Anwendungen: GNOME Weather.

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Natürlich dürfen "Klassiker" wie die freie Office-Suite LibreOffice oder der Browser Firefox nicht fehlen.

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Auch wenn Fedora nicht die am weitesten verbreitete Distribution sein mag, kommt ihr doch im Linux-Ökosystem eine besondere Rolle zu: Nirgendwo sonst geben so viele neue Technologien und frische Softwareversionen ihre Debüt wie hier. Maßgeblich dafür verantwortlich ist das massive Engagement von Red Hat, das Fedora als Basis für sein eigenes Enterprise Linux verwendet, und so auch die Entwicklung der Community-Distribution prägt.

Fedora 19

Mit dem schönen - und anfänglich allerlei Probleme auslösenden - Codenamen "Schrödinger's Cat" versehen, ist seit kurzem wieder eine neue Version der Distribution verfügbar: Fedora 19 versammelt die Entwicklungen der letzten sechs Monate und soll entsprechend im Folgenden einer detaillierten Betrachtung unterzogen werden.

Auswahl

Zunächst ein paar Worte zur Verfügbarkeit: In den Vordergrund stellt Fedora ein nicht ganz 1 GByte umfassendes Live-Medium, das sich auf DVD oder USB-Stick bannen lässt. Dieses nutzt den GNOME-Desktop. Wer auf der Download-Seite weiterklickt wird aber auch Fedora-Varianten mit diversen anderen Desktops wie KDE 4.10, Xfce oder LXDE finden. Darüber hinaus gibt es eine umfassende DVD-Variante, die eine individuelle Systemzusammenstellung erlaubt.

Installation

Mit Fedora 18 hat sich das Projekt an die grundlegende Umgestaltung des Installers Anaconda gemacht, die allerdings selbst wieder von zahlreichen Problemen gekennzeichnet war. Mit Fedora 19 bessert man in vielerlei Hinsicht nach, so manches Details ist jetzt besser gestaltet, zahlreiche Bugs sind verschwunden. Und doch ist noch längst nicht alles gut: Gerade die manuelle Partitionierung ist weiterhin hochgradig unintuitiv.  Die Kombination aus einer reichlich inkonsistenten Anordnung von wenig logischen Dialogen und immer wieder mal auftauchenden Fehlern kann eine gezielte Umgestaltung der Plattenaufteilung schon mal zur Sisyphos-Arbeit ausarten lassen.

Warnung

Andere Teile der Installation sind hingegen mittlerweile ganz gut geworden, etwa die User-Einrichtung samt erweiterten Optionen für jene, die Spezialwünsche haben. Nett auch die Idee, dass dabei vor einem schlechten Passwort gewarnt wird, die NutzerInnen ihre Wahl ein zweites Mal bestätigen müssen, bevor die Installation weiter gehen kann. Wobei die Definition eines schlechten Passworts bei Fedora relativ hart gewählt zu sein scheint. Zudem verblüfft, dass es diese Notwendigkeit zur doppelten Bestätigung bei der Wahl eines Root-Passworts nicht gibt.

extlinux

Ein Detail am Rande für fortgeschrittene NutzerInnen: Wer will kann nun statt dem Grub2 Syslinux / extlinux als Bootloader benutzen. Dazu muss beim Start des Installationsmediums manuell "extlinux" als Parameter in die Boot-Zeile hinzugefügt werden. Extlinux ist deutlich schlanker als Grub2, ist aber noch nicht für alle Einsatzgebiete nutzbar, kann etwa nicht mit LVM-Setups umgehen. Bei Fedora sieht man die Nützlichkeit entsprechend derzeit vor allem für einfache Installation in virtuellen Maschinen und "leichten" Cloud-Images.

Boot

Der erste Boot zeigt: Fedora ist in dieser Hinsicht wieder ein ganzes Stück flotter geworden, mit der Geschwindigkeit von Ubuntu kann man zumindest auf den Testsystemen (Desktop-Rechner mit SSD und virtuelle Maschine) allerdings nicht mithalten.

Initial Setup

Üblicherweise folgen diesem ersten Startvorgang eine Rückkehr in den Installer Anaconda, um weitere Konfigurationsschritte vorzunehmen. Dies ändert sich mit Fedora 19 aber: Ab sofort übernimmt der GNOME-Desktop diese Aufgabe, ein "Initial Setup"-Wizard hilft bei der Anpassung diverser zentraler Einstellungen. Wer will kann auch gleich diverse Online-Accounts mit dem Desktop verbinden. Sind diese Schritte erledigt, folgt ein kurzes Video, das in die Basics der GNOME Shell einführt. Eine gerade für NeueinsteigerInnen äußerst hilfreich und nett gemachte Angelegenheit.

GNOME

Als Default-Desktop fungiert wie gesagt der GNOME, hier in der Version 3.8 enthalten, die bereits an anderer Stelle ausführlich gewürdigt wurde. Diese ist nicht nur von zahlreichen Detail- und Performance-Verbesserungen sondern auch von der Einführung eines klassischen Modus für die GNOME Shell gekennzeichnet, der ein GNOME2-ähnliches Interface bietet. Bei Fedora wird dieser allerdings nicht von Haus aus installiert, wer daran Interesse hat, muss erst das Paket "gnome-classic-session" einrichten. Anschließend kann der Wechsel über den Login-Bildschirm erfolgen.

Aufgeräumt

Am Default-Desktop fällt positiv auf, dass die Anwendungsliste nun wesentlich aufgeräumter als in Vorgängerversionen wirkt. Einige der lange mitgeschleppten, alten Konfigurationstools wie system-config-date sind nun verschwunden, andere werden in einer eigenen Unterkategorie "versteckt". Als "Dopplung" verbleibt vor allem das separate Druckereinstellungstool, auch wenn die entsprechenden GNOME-Einstellungen ebenfalls deutlich Fortschritte gemacht haben.

Neue Programme

Im Default-Install sind zwei neue Anwendungen hinzugekommen, beide ganz nach den GNOME3-Design-Prinzipien gestaltet. Da wäre zunächst der virtuelle Notizblock Bijiben, der praktischerweise Einträge von Gnote oder Tomboy übernehmen kann. Und dann gibt es jetzt noch eine einfach Wetter-Anwendung, mit der man auch mehrere Orte im Blick behalten kann.

Softwareausstattung

Als Basis verwendet Fedora den Kernel 3.9, ein Update auf den vor wenigen Tagen präsentierten Kernel 3.10 soll jedoch in Kürze folgen. Den Grafikserver gibt weiterhin X.org (hier in der Version 1.14.1) enthalten, wer will kann aber schon mit dessen "Nachfolger" Wayland experimentieren. Richtig schlagend wird dieses Thema dann aber wohl mit Fedora 20 bzw. 21.

Grafik

Passend zum Grafikserver ist eine Vorversion der nächsten Ausgabe der 3D-Grafikbibliothek Mesa mit dabei, womit es in Summe äußerst aktuelle Treiber in diesem Bereich gibt. Dies hat etwa zur Folge, dass nach dem kommenden Update auf Kernel 3.10 die Videobeschleunigung UVD bei aktuellen Radeon-Grafikchips funktionieren sollte.

Vermischtes

Zu den weiteren Eckdaten gehören Cups 1.6, der Compiler gcc in der Version 4.8 sowie die glibc 2.17. Von Java 8 gibt es eine Vorschau, das Paketformat RPM bekommt mit dem Update auf die Version 4.11 einen kleinen Geschwindigkeitsschub sowie reduzierten Speicherverbrauch. Statt MySQL stellt man nun dessen Fork MariaDB in den Vordergrund, die Javascript Runtime Node.js steht samt Paketmanager NPM zur Wahl. Zu den wichtigsten Desktop-Anwendungen gehören LibreOffice 4.1 sowie Firefox 21 - der aber umgehend auf die Version 22 aktualisiert wird.

Systemd

Ein großes Update hat das Boot-System Systemd erfahren, das nun etwa mit den "Calendar Timers" Cron-ähnliche Funktionalität bietet. Systemd kümmert sich nun auch darum, dass die Namen der Netzwerkschnittstellen nach dem Neustart immer gleich bleiben, und bietet mit den "Lightweight Containers" eine Art Alternative zu chroot. Den Bereich System-Logging übernimmt hingegen weiterhin rsyslog, das Systemd Journal übernimmt Fedora also weiterhin nicht.

Migration

Frisch in das Softwareangebot der Distribution aufgenommen wurden diverse Tools für den Bereich 3D-Druck. FreeIPA kann jetzt mit Zwei-Weg-Authentifizierung genutzt werden, im Bereich Virtualisierung ist die Möglichkeit zur Live-Migration von virtuellen Maschinen per KVM / libvirt hinzugekommen. Für Firewalld gibt es einen optionalen Lockdown-Modus, der selbst Anwendungen mit Root-Rechten davon abhalten soll, die Firewall deaktivieren oder modifizieren zu können. Dieser ist aber von Haus aus noch deaktiviert.

ARM

Und ebenfalls nicht zu unterschätzen: Erstmals wurde eine 32-Bit-ARM-Version von Fedora parallel zu den 32- und 64-Bit x86-Ausführungen veröffentlicht. Dieser kommt also in der Entwicklung eine immer wichtigere Rolle zu, was angesichts der Dominanz von ARM im mobilen Bereich nicht weiter verwundern darf.

Fazit

In Summe bietet Fedora 19 vielleicht nicht die ganz großen Sprünge, die manchen seiner Vorgänger kennzeichneten, die Summe an vielen Detailverbesserungen ergibt allerdings dann wieder doch einen signifikanten Schritt nach vorne. Gerade die Integration des GNOME-Desktops mit dem restlichen System ist vorbildlich, nur logisch dass dieser dann auch für immer mehr Systemaufgaben zum Einsatz kommt, und alte Tools in diesem Bereich nach und nach ablöst. Und wer mit GNOME3 nicht zurecht kommt, kann zu einer Fülle von Alternativen greifen, von KDE bis zu MATE und Cinnamon.

Abwägung

Für EinsteigerInnen bleibt Fedora freilich weiterhin nicht die erste Wahl, hier gibt es andere Angebote wie Linux Mint oder Ubuntu, die die Einrichtung einfacher machen. Fedoras Fokus auf ein vollständig freies System führt nun mal dazu, dass gewisse Schritte, die andere Distros den NutzerInnen abnehmen noch manuell vorgenommen werden müssen. Wobei für die meisten Fälle die Einrichtung des RPMFusion-Repositories reicht, das zusätzliche, nicht-freie Treiber und Codecs beinhaltet. Wer sich von solcherlei Komplexitäten nicht abschrecken lässt, bekommt mit Fedora 19 eine hervorragende Distribution, die vor allem mit seiner topaktuellen Softwareausstattung punkten kann. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 14.07.13)