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40 Prozent aller Österreicher sind übergewichtig oder sogar krankhaft fettleibig (adipös) - Tendenz steigend.

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Auch bei Kindern wird Übergewicht zu einem zunehmenden Problem.

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Die Welt hat ein (Über-)Ernährungsproblem. Nicht übertrag- bare Krankheiten - zu einem Gutteil ernährungsbedingt und durch Übergewicht oder Adipositas maßgeblich gefördert - behindern laut WHO die Entwicklung der Menschheit in Richtung mehr Wohlstand und Gesundheit.

WHO-Konferenz in Wien

Vor allem eine zu hohe Kalorienaufnahme, mangelnde körperliche Aktivität und zu salzige, zu fette und zu zuckerhaltige Nahrungsmittel sind für den zunehmenden Trend zu Übergewicht und Adipositas verantwortlich. "Übergewicht und Adipositas dürfen nicht zur Norm werden", sagte Gesundheitsminister Alois Stöger im Rahmen der WHO-Europa-Konferenz zum Thema "Ernährung und nicht übertragbare Erkrankungen", der noch bis morgen, Freitag, in Wien stattfindet.

Zu den von falscher Ernährung verursachten Krankheiten zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs - diese führen weltweit, zunehmend auch in den Entwicklungs- und Schwellenländern, zu einer steigenden Krankheitslast und erhöhter Mortalität.

"Laut den jüngsten Schätzungen starben im Jahr 2010 weltweit 34,5 Millionen Menschen an nicht übertragbaren Krankheiten, das machte 65 Prozent der insgesamt 52,8 Millionen Todesfälle aus. Im Jahr 2030 könnten die nicht übertragbaren Krankheiten mehr als 50 Millionen Todesfälle fordern", hieß es vor kurzem in der Medizin-Fachzeitschrift "Lancet".

Mehr Übergewichtige

Auch in Österreich gibt es in Sachen Ernährung deutliche Defizite, wie zuletzt der Ernährungsbericht 2012 zeigte. Hierzulande sind 40 Prozent der Erwachsenen übergewichtig oder adipös - das Übergewicht ist im Vergleich zu 2008 von elf auf 17 Prozent Anteil gestiegen. Auch bei den sieben- bis 14-jährigen Schulkindern sind bereits 24 Prozent übergewichtig oder adipös. 

"Unsere Kinder sitzen zu viel vor dem Fernseher. Wir müssen aber auch die Werbung für Nahrungsmittel mit zu viel Fett, Zucker und Salz dämpfen", sagt Zsuzsana Jakab, Generaldirektorin des WHO-Europabüros. Übergewicht und Adipositas steigen mit zunehmendem Alter bei beiden Geschlechtern an, wobei beides bei Männern deutlich häufiger auftritt (Männer: 52 Prozent; Frauen: 28 Prozent).

Zu viel Salz, zu wenig Kohlenhydrate

Aber auch der heimische Salzkonsum ist ein Problem: Bei jedem zweiten Österreicher liegt die Salzaufnahme über dem als gesundheitlich bedenklich eingestuften Wert von zehn Gramm pro Tag (das entspricht ca. zwei Teelöffeln). Außerdem nehmen lediglich Schulkinder die mindestens empfohlenen 50 Prozent an Energie durch Kohlenhydrate zu sich.

Vor allem komplexe Kohlenhydrate (stärkehaltige Lebensmittel) werden nach wie vor zu wenig konsumiert. Eine Folge davon ist eine zu niedrige Ballaststoffzufuhr, zusätzlich verstärkt durch einen zu geringen Verbrauch an Vollkornprodukten, Gemüse und Hülsenfrüchten. Sie liegt im Durchschnitt klar unter der Empfehlung von 30 Gramm pro Tag.

"Wiener Deklaration"

Die zweitägige Konferenz, an der Vertreter von 48 europäischen WHO-Mitgliedsländern teilnehmen, soll einer "Wiener Deklaration" enden, in der umfassendes politisches Handeln zur Eindämmung vor allem jener chronischen Erkrankungen (z.B. Atherosklerose, Bluthochdruck, Diabetes etc.) propagiert wird, die vor allem auf falsche Ernährung und daraus resultierendem Übergewicht und Adipositas zurückzuführen sind.

Joao Breda, Leiter des WHO-Europa-Programms für Ernährung, Bewegung und Adipositas, nannte vier Gebiete, auf denen strategisch geplant Gegenmaßnahme gesetzt werden müssten: Bessere Überwachung der Übergewichts-Entwicklung, nationale Programme zur Bewegungsförderung, weniger Werbung für ungesundes Essen und Änderungen in den Rezepturen von industriell hergestellten Lebensmitteln.

Auch soziale Unterschiede, die zu einer Anfälligkeit für ungesundem Lebensstil bei bestimmten Bevölkerungsgruppen führen können, müssten reduziert werden. Gesundheitsminister Stöger will "die Verhältnisse, in denen die Menschen leben, verbessern" und dafür sorgen, "dass die gesündere Wahl die leichtere Wahl wird." (APA/red, derStandard.at, 4.7.2013)