Irene Mathis ist seit mehreren Jahren in einer Privatvilla in Liechtenstein für die Reinigung zuständig. 

Foto: privat

Margit Bernold verließ ihren Job als Fitnesstrainerin, um als Butlerin die Verantwortung für die teure Garderobe und Wäsche einer niederösterreichischen Familie zu übernehmen.

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Die Arbeit als Personal Assistant im gehobenen Privathaushalt entspricht dem klassischen Berufsbild eines Butlers. Irene Mathis und Margit Bernold haben in Wien eine spezifische Ausbildung zum Haushaltsmanagement absolviert und beantworten im E-Mail-Interview mit derStandard.at Fragen zu ihrem nicht ganz alltäglichen Job.  

derStandard.at: Warum haben Sie sich entschieden, die Ausbildung zum Personal Assistant, also zur Butlerin, zu machen?

Mathis: Um sich beruflich zu verbessern, ist es notwendig, sich weiterzubilden. Ich finde, der Personal Assistant ist eine gute Möglichkeit dazu.

Bernold: Da mein letzter Job als Personaltrainerin in einem Fitnesscenter ein Ablaufdatum hatte, wollte ich etwas anderes machen. Mein Mann hat schon in dem Bereich gearbeitet und brachte mich auf diese Idee. So kam ich zu diesem Kurs.

derStandard.at: Welche Voraussetzungen mussten Sie für die Ausbildung mitbringen?

Mathis: Eine positive Einstellung zur Weiterbildung.

Bernold: Interesse und Freude an einem Dienstleistungsberuf.

derStandard.at: Der Lehrgang in Wien kostet 3.900 Euro. War das Gelernte für Sie das Geld wert?

Mathis: Ja.

Bernold: Ja, im Nachhinein schon.

derStandard.at: Haben Sie nach Abschluss schnell eine Stelle gefunden?

Mathis: Ich hatte vorher schon eine Stelle.

Bernold: Ja, nach zwei Monaten.

derStandard.at: Worin besteht der Unterschied zwischen einer klassischen Haushaltshilfe und einer Butlerin?

Mathis: Eine Haushaltshilfe ist eine Hilfskraft, eine Butlerin eine Fachkraft.

Bernold: Die Butlerin führt den Haushalt!

derStandard.at: Was ist wichtiger, die perfekte Haushaltsführung oder die Etikette?

Mathis: Bei der Haushaltsführung geht es darum, dem Dienstgeber die Arbeit zur Zufriedenheit zu erfüllen, bei der Etikette ist es wichtig, meine Persönlichkeit mit bestem Wissen und Gewissen einzusetzen.

Bernold: Es kommt darauf an, welchen Bereich man macht. Aber Vertrauen und Diskretion stehen an oberster Stelle.

derStandard.at: Welche Aufgaben erledigen Sie für Ihren Arbeitgeber?

Mathis: Ich bin für die Reinigung einer großen Privatvilla verantwortlich.

Bernold: Ich bin in einem gehobenen Haushalt für die Wäsche zuständig und habe Verantwortung für sehr teure Kleidung.

derStandard.at: Wo arbeiten Sie momentan und wie viele Stunden pro Woche?

Mathis: Ich arbeite seit neun Jahren in Liechtenstein beim selben Arbeitgeber, 24 Stunden pro Woche, in einem Angestelltenverhältnis.

Bernold: Bei einer tollen Familie in Niederösterreich und 30 Stunden angestellt.

derStandard.at: Ist Ihr Lohn mit dem von gewöhnlichen Haushaltskräften vergleichbar?

Mathis: Mein Lohn ist höher.

Bernold: Er ist besser.

derStandard.at: Wie sind Sie während Ihrer Arbeit gekleidet?

Mathis: Ich trage keine Dienstkleidung.

Bernold: Derzeit gibt es noch keine spezielle Kleidung, in zwei Monaten soll ich aber eine bekommen.

derStandard.at: Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?

Mathis: Ich kann eigenständig arbeiten und trage durch meine Art und Weise zu arbeiten zum Wohlbefinden meines Arbeitgebers bei.

Bernold: Dass ich meinen eigenständigen Arbeitsbereich habe und alles selbst organisiere.

derStandard.at: Was ist die größte Herausforderung an Ihrem Beruf?

Mathis: Sauberkeit, Diskretion, Ehrlichkeit.

Bernold: Teure Sachen nicht zu verwaschen.

derStandard.at: Wie fühlt es sich an, sich dem Arbeitgeber nicht nur unterzuordnen, sondern ihm auch "zu dienen"?

Mathis: Aufgrund meiner Stellung bin ich Dienstpersonal, ich fühle mich in dieser Position am richtigen Ort.

Bernold: Ich diene ihm nicht, ich nehme ihm Sachen ab, für die er keine Zeit hat.

derStandard.at: Ihr Arbeitsplatz sind die Privaträume Ihres Arbeitgebers. Wie gehen Sie damit um?

Mathis: Bei Anwesenheit des Chefs oder seiner Frau arbeite ich in anderen Räumen, das funktioniert unausgesprochen. Es ist notwendig, klare Abgrenzungen zur Privatsphäre zu akzeptieren.

Bernold: Das ist für mich überhaupt kein Problem.

derStandard.at: Wo zieht man in Ihrem Beruf die Grenze zum Privatleben des Arbeitgebers?

Mathis: Kontaktaufnahmen, wie zum Beispiel ein Gespräch, erfolgen ausschließlich durch den Arbeitgeber.

Bernold: Das ist eine reine Gefühlssache.

derStandard.at: Gibt es auch Freiräume für persönliche Gespräche mit Ihrem Arbeitgeber, oder verbietet das die Etikette?

Mathis: Die Etikette verbietet das, wenn ich angesprochen werde, gebe ich Auskunft. Dieses Verhalten entspricht dem guten Benehmen, den guten Manieren und gehört zum guten Ton.

Bernold: Es gibt schon persönliche Gespräche.

derStandard.at: Welche Bezeichnung wählen Sie, wenn Sie gefragt werden, welchen Beruf Sie ausüben?

Mathis: Wenn ich gefragt werde, sage ich, dass ich Butlerin bin, das entspricht meinen Intentionen und meiner Ausbildung.

Bernold: Ich sage, ich bin für die persönliche Garderobe zuständig. (Jasmin Al-Kattib, derStandard.at, 2.9.2013)