Bild nicht mehr verfügbar.

Weinbauern werden sich anpassen müssen.

Foto: APA/Peter Roggenthin

Der Klimawandel wird die Landwirtschaft verändern. Wobei einzelne Bereiche unterschiedlich schwer betroffen sein werden und neben den negativen auch einige erfreuliche Auswirkungen - abhängig von Produkt und Lage etc. - zu erwarten sind.

Beim Weinbau beispielsweise darf man zumindest in Österreich durch die Klimaerwärmung mit einer beträchtlichen Ausdehnung der potenziellen Weinanbauflächen rechnen. Entsprechend einer aktuellen Studie von Joanneum Research und Boku Wien werden sich die geeigneten Flächen bereits Mitte des Jahrhunderts von heute rund 20 Prozent auf etwa 40 Prozent des Bundesgebiets verdoppeln. Dann könnte man in Teilen des Inntals oder im Grazer Becken Wein anbauen.

Das hört sich gut an, aber einerseits ändern sich mit dem Klima auch die Niederschlagsmuster, was je nach Region eher unerfreuliche Auswirkungen auf die Rebstöcke haben kann. Andererseits beeinflussen die höheren Temperaturen auch die charakteristischen Eigenschaften des Weins. "Um die Qualität der Weine zu erhalten, bedarf es fundierter lokaler Anpassungsstrategien", sagt Franz Prettenthaler, Spezialist für Risiko- und Ressourcenökonomik bei Joanneum Research.

Neue Strategien gesucht

Was das konkret heißt, verdeutlicht der Weinexperte und -händler Philipp Schäffer: "Der Markt orientiert sich immer mehr an eleganten Weinen mit straffer Säure. Höhere Temperaturen lösen aber genau das Gegenteil aus - das bedeutet kräftigere Weine mit hohem Alkoholgehalt und geringer Säure." Wie sollen die Winzer darauf reagieren? Sich neue Anbaugebiete in kühleren Regionen suchen? Für den steirischen Winzer Gerhard Wohlmuth ist Letzteres unumgänglich. "Man wird die Weingärten in höhere Lagen verlegen und auch den Lesezeitpunkt an das geänderte Klima anpassen müssen." Einig sind sich Weinbauern und Wissenschafter auch in der Überzeugung, dass österreichische Qualitätsweine auf dem internationalen Markt nur dann eine Chance haben, wenn die Winzer schon jetzt auf die zu erwartenden Klimaänderungen reagieren. Eine Folge der steigenden Temperaturen sei auch die wachsende Kluft zwischen sehr guten und eher durchschnittlichen bis schlechten Weinen.

In ihrem Sammelband "Weinbau im Klimawandel" haben Franz Prettenthaler und Herbert Formayer vom Institut für Meteorologie der Boku internationale Experten zu diesen neuen Herausforderungen befragt und aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und Daten zusammengetragen. Die Beiträge beschäftigen sich mit den unterschiedlichen Auswirkungen des Klimawandels auf die großen Weinbauregionen der Welt sowie Handlungsstrategien.

Was sich aufgrund der Erwärmung der vergangenen Jahrzehnte bereits heute in allen klassischen Weinbaugebieten geändert hat, ist eine Verschiebung hin zu wärmeliebenden Weinsorten. Dem Schilcher könnten also harte Zeiten bevorstehen. (grido, DER STANDARD, 3.7.2013)