Wien - Der gebürtige Deutsche Jan-Michael Peters (50) ist ab Montag neuer wissenschaftlicher Direktor des Wiener Forschungsinstituts für Molekulare Pathologie (IMP). Das teilte das Institut am Montag in einer Aussendung mit. Es ist eine bedeutendsten Life-Science-Forschungseinrichtungen Österreichs und hat weltweit einen hervorragenden Ruf erlangt. Das IMP wurde ursprünglich vom deutschen Pharmakonzern Boehringer Ingelheim und um US-Biotechkonzern Genentech für die Grundlagenforschung etabliert, schließlich übernahm Boehringer Ingelheim die Einrichtung ganz.

Der nunmehrige Chef leitet seit 1996 eine Arbeitsgruppe am IMP. Sein Stellvertreter wird der Schweizer Stammzellforscher Meinrad Busslinger. Die Forschungslaufbahn von Peters ist eng mit dem Institut verknüpft. Im Jahr 1996 baute er hier seine erste unabhängige Arbeitsgruppe auf, die sich seither den molekularen Vorgängen bei der Zellteilung widmet. Seit 2002 bekleidet Peters die Position eines Senior Scientist.

Mit seinem Team konnte er die Regulation und Funktionsweise einer Reihe von Proteinen klären, die für die korrekte Aufteilung der Chromosomen bei der Zellteilung verantwortlich sind. Mit dem Enzym Polo-like Kinase 1 (Pik1) gelang es ihm, ein Zielmolekül zu identifizieren, das sich in klinischen Studien als Angriffspunkt für Chemotherapeutika gegen bestimmte Krebsarten bewährt.

Boehringer Ingelheim entwickelt seit Jahren mit der Substanz Volasertib ein Medikament, welches das Pik1-Enzym, das bei manchen Krebserkrankungen vermehrt vorkommt und so die Zellteilung antreibt, hemmt. Das Medikament befindet sich bereits in klinischen Studien mit Patienten, die an Akuter Myeloischer Leukämie (AML) leiden. Diese Leukämieform gilt bisher als schlecht behandelbar. Die Studien sollen zur Marktzulassung führen.

Zellzyklusforschung

Auf internationaler Ebene koordiniert Jan-Michael Peters mit den integrierten EU-Projekten "MitoCheck" und "MitoSys" die führenden europäischen Zentren der Zellzyklusforschung. Neben zahlreichen weiteren wissenschaftlichen Auszeichnungen erhielt er 2011 für seine Forschungsleistungen den Wittgenstein-Preis der österreichischen Bundesregierung.

"Ich freue mich sehr über das mir entgegen gebrachte Vertrauen. Besonders stolz macht es mich, die Erfolgsgeschichte des IMP und die damit eng verbundene Entwicklung des Campus Vienna Biocenter fortsetzen zu dürfen, die in der Geschichte der europäischen Grundlagenforschung wohl einmalig sind", erklärte Peters in einer Aussendung des Instituts, an dem rund 200 Wissenschafter aus 38 Nationen arbeiten.

Michel Pairet, Leiter der globalen nicht-klinischen Forschung und Entwicklung bei Boehringer Ingelheim und Mitglied der Findungskommission, gratulierte dem neuen Direktor: "Dr. Peters hat dem Institut in verschiedenen Rollen bereits große Dienste erwiesen und weist eine beeindruckende wissenschaftliche Bilanz auf. Ich wünsche ihm und seinem Stellvertreter viel Erfolg in ihrer neuen Position."

In der Funktion des IMP-Direktors löst Jan-Michael Peters den australischen Neurobiologen Barry Dickson ab, der das IMP von 2006 bis 2012 leitete. Dickson folgt einem Ruf an den Janelia Farm Research Campus des Howard Hughes Medical Institute in den USA. (APA, 01.07.2013)