Adam Harveys Prototypen der Stealth Wear.

Foto: Adam Harvey

Der zunehmende Bedarf nach stärkerem Schutz für die eigene Privatsphäre – nicht nur aufgrund laufender Überwachungsprogramme – eröffnet einen Markt für neue Produkte. Zu den potenziellen Feldern für Innovationen sind Kleidung und Accessoirs. "Stealth Wear" ist das Stichwort, eine Umschreibung für die neue Fashion-Bewegung. Janna Wortham, Autorin der New York Times, hat sich die Entwicklung näher angesehen.

Unkenntlich

Die "Anti-Spionage-Kleidung" wirkt wie die stylishe Rückkehr des Aluhuts, mit sich manche ängstlichen Mitmenschen einst vor diverser Strahlung schützen wollten. Doch um Strahlung geht es mittlerweile nicht mehr. Stealth Wear-Kleidung soll seine Träger unkenntlich machen für Kamera-Drohnen oder Gadgets wie Google Glass.

Dass diese Kleidungsstücke an Zukunftsromane erinnern, gesteht auch Adam Harvey zu, der Design an der School of Visual Arts in New York lehrt und zu den Pionieren dieses Feldes zählt. "Der Science-Fiction-Part ist Realität geworden", meint er. "Und es gibt eine wachsende Nachfrage nach Produkten, die zu mehr Privatsphäre beitragen."

Metallfasern gegen Wärmebild

Harvey hat einige Prototypen auf einer Kunstschau in London voreführt. Die Kollektion umfasst verschiedene Kapuzenpullover und Mäntel, auf denen metallene, reflektierende Fasern aufgebracht sind. Auch bei der Feuerwehr kommt dieses Material zur Isolation gegen Hitze zum Einsatz, konkret soll der thermische Fußabdruck des Trägers verringert werden. Fliegende Überwachungsvehikel setzen oft Wärmebildkameras ein.

Ebenso hat er besonders hell leuchtende LEDs entwickelt, die aktiviert werden können, sollte jemand ungefragt Fotos machen wollen. Das "Dazzling" führt dazu, dass ein Teil des resultierenden Bildes vom grellen Lichtschein verdeckt wird. Diesen Blendeffekt nutzten auch schon Kriegsschiffe im zweiten Weltkrieg, um ihre Größe und Form vor dem Feind zu verbergen. Auf ihre Praxistauglichkeit wurden die Erfindungen von Harvey noch nicht getestet.

Großes Potenzial

Becky Stern, die beim Wearable Electronic-Hersteller Adafruit tätig ist, ist fasziniert von neuer Kleidung für Sportler, die mit eingebauten Sensoren permanent Vitalzeichen messen kann. Sie hofft, dass die gleiche Technologie künftig auch dazu dienen kann, die Privatsphäre des Trägers zu schützen.

Marktforscher Jan Chipchase von Frog Design schätzt das Potenzial für einen Stealth-Kleidungs-Markt als enorm ein. Derzeitige Prototypen sind seiner Ansicht nach "Provokationen", die aktuelle Themen touchieren, über welche noch mehr diskutiert werden wird. (red, derStandard.at, 01.07.2013)