Lüttich - Wegen heftiger Fanproteste bei Standard Lüttich will Besitzer Roland Duchatelet den belgischen Traditionsklub verkaufen. "Roland Duchatelet möchte nicht länger Präsident eines Klubs sein, bei dem die körperliche und seelische Unversehrtheit der Besucher - wer auch immer sie sind - nicht mehr garantiert werden kann", hieß es in einer Mitteilung des Erstligisten.

Der flämische Geschäftsmann, dessen Klubführung seit der vergangenen Saison immer wieder teilweise gewalttätige Fanproteste auslöste, hatte den zehnfachen belgischen Meister vor zwei Jahren um rund 40 Millionen Euro von Margarita Louis-Dreyfus gekauft, der Mehrheitsaktionärin von Olympique Marseille. Die Anhänger warfen ihm vor, mit dem Klub keine ehrgeizigen sportlichen, sondern rein wirtschaftliche Interessen zu verfolgen.

Fantag abgesagt

Erst am vergangenen Donnerstag protestierten mehr als 5.000 Anhänger während eines Treffens der Standard-Führung mit Sponsorenvertretern am und im Stadion, diese beschloss daraufhin, den traditionellen Fantag am 21. Juli abzusagen. Die Vorfälle seien für ihn der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen brachte, meinte Duchatelet. "Die Situation ist nicht mit meiner Vision von Fußball vereinbar."

Trainerentlassung als Brandbeschleuniger

Einen Übernahmekandidaten gebe es noch nicht, er wolle Standard jedoch nicht an irgendjemanden abgeben, sagte Duchatelet. "Der Chef der Supporter-Vereinigung hat öffentlich gesagt, er kenne mehrere Interessenten. Der Ball liegt nun bei ihm."

Duchatelet hatte den Verein nach der Übernahme 2011 mehr oder weniger diktatorisch regiert. Der Unmut der Anhänger des populären Klubs aus der Industriestadt Lüttich erreichte einen Siedepunkt, als der Präsident den beliebten Trainer Mircea Rednic vor die Tür setzte. Mit ihm hatte das katastrophal in die Saison gestartete Team immerhin noch die Qualifikation zur Europa League geschafft. (sid/rob, derStandard.at, 1.7.2013)