Zagreb - Vorbei ist die Zeit, als Ivo Sanader mit seinen teuren Uhren protzte. Und trotzdem gibt es natürlich Korruption im nun 28. Staat der EU. "Bestechung ist heute subtiler. Ich nenne es stille Bestechung", erzählt ein Manager, der anonym bleiben möchte, dem Standard. "Wenn in den Behörden nichts weitergeht, ist das ein Signal, dass etwas fließen muss. Da werden Machtpositionen ausgenutzt. Es ist aber eine ungleiche Verteilung von Macht, denn der Großteil der Gesellschaft muss bei der Korruption mitspielen, eine kleine Elite hält sie in Geiselhaft."

Insbesondere die Steuerbehörden sind in Kroatien bekannt für Intransparenz. Laut dem Korruptionsindex von Transparency International (TI) liegt Kroatien auf Platz 62 von 176 Staaten und damit weit schlechter als die EU-Nachbarländer Slowenien (37) oder Ungarn (46), aber in der Nähe von Bosnien-Herzegowina (72). Laut einem Bericht von TI aus dem Jahr 2011 berichten 18 Prozent der Kroaten, dass sie Schmiergeld zahlten. 44 Prozent der Bestechungen erfolgen demnach in Geld, 37 Prozent mit Essen und Trinken. Die durchschnittliche Summe liegt bei 280 Euro. Bei einem Durchschnittseinkommen von 725 Euro ist das viel Geld.

Auf politischer Ebene wurden einige Gesetze erlassen, etwa jenes, dass die Parteienfinanzierung transparenter macht. Insbesondere in der Regierungszeit von Jadranka Kosor (2009 bis 2011) stand die Bekämpfung der Korruption an oberster Stelle. (awö, DER STANDARD, 1.7.2013)