Lachs gilt immer noch als wertvolles Lebensmittel - wenn schon nicht geschmacklich, so wenigstens aus gesundheitlicher Sicht. Umso bemerkenswerter erscheint, was jetzt auf derStandard.at zu lesen war: Ärzte, noch dazu aus dem Lachszuchtland Norwegen, warnen immer eindringlicher vor seinem Genuss.

Nicht weil der Fettfisch wegen neuer, zunehmend vegetarischer Fütterung zu "schwimmendem Gemüse" ohne nennenswerten Omega-3-Gehalt verkomme, was etwa der Herzspezialist Harald Arnesen moniert. Sondern weil er laut Jerôme Ruzzin von der Uni Bergen einfach zu viel gefährliche Giftstoffe enthält.

Die EU hat prompt reagiert. Aber wie: nicht etwa mit einem Einfuhrverbot, sondern ganz im Gegenteil mit massiver Lockerung der Grenzwerte, wodurch zuvor als verseucht eingestufter Lachs plötzlich unbedenklich wird - im Fall des Nervengifts Endosulfan sogar beim Zehnfachen bisheriger Höchstwerte!

Gibt es etwa neue Forschungen, die eine geringere Gefährlichkeit von Endosulfan nahelegen? Keineswegs. Laut der norwegischen Aftenposten ist der Erfolg vielmehr auf "intensives Lobbying der Lachsindustrie" zurückzuführen.

Der Eindruck, dass sich die EU in der Landwirtschaft nur noch von der Industrie treiben lässt, bekommt nach der Entscheidung gegen alte Pflanzensorten damit weitere Nahrung. Die Frage ist nur, wie lange wir uns das noch schmecken lassen. (Severin Corti, DER STANDARD, 1.7.2013)