Bregenz - Ab 4. Juli soll der Verkehr durch den Pfändertunnel wieder fließen; wie aus dem Verkehrsfunk bekannt ist, stand er die letzten Jahre meistens. Seit September 2008 wird an der Verflüssigung gearbeitet.

Vor einem Jahr wurde die zweite Tunnelröhre fertiggestellt und sofort mit der Sanierung der alten Röhre begonnen. Diese ist jetzt beendet: Zum Start der Urlaubssaison stehen beide Röhren des 6,7 Kilometer langen Autobahntunnels, der Vorarlberg und Deutschland verbindet, zur Verfügung.

Feierlaune getrübt

Am Sonntag wurde das 200-Millionen-Euro-Projekt mit einem Tag des offenen Tunnels gefeiert. Wenige Stunden davor ereignete sich im neuen Tunnel ein schwerer Unfall: Ein Wagen raste in den Gegenverkehr, mehrere Menschen wurden schwer verletzt. Der Verkehr musste durchs Bregenzer Stadtgebiet umgeleitet werden.

Beim Röhrenfest der Asfinag trübte dann ein Plan von Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) die Feierlaune der Bregenzer Stadtpolitiker. Bures will nämlich die Korridorvignette, die mit Verkehrsfreigabe ausläuft, nicht verlängern. Das Tagespickerl wurde auf Bregenzer Wunsch zu Baubeginn eingeführt, um "Vignettenflüchtlinge" aus der Stadt fernzuhalten.

Bürgermeister Markus Linhart (VP) fürchtet nun, dass die Entlastungswirkung des Tunnels aufgrund des Ausweichverkehrs gemindert wird, und möchte weiter eine Ausnahmeregelung zwischen Staatsgrenze und Hohenems. Hilfe hatte ihm noch vor wenigen Tagen sein Parteikollege, ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf, angeboten. Mit einem Initiativantrag im Nationalrat sollte die Korridorvignette erhalten werden.

Cap gegen Ausnahmen

Kopf versprach, seinen Koalitionspartner Josef Cap (SPÖ), dessen Bregenzer Parteikollegen übrigens für die Vignette sind, von der Notwendigkeit der Ausnahmeregelung zu überzeugen. Das ist nicht gelungen. Cap zum Standard: "Der Vertrag läuft aus und ist damit beendet. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen." Die Volkspartei werde den Antrag "wohl nicht einbringen", sagt Kopf-Sprecher Thomas Lang nunmehr.

Laut Asfinag wurden seit September 2008 5,8 Millionen Korridorvignetten verkauft. Sie beziffert den Einnahmenentfall mit 2,3 Millionen Euro. Das Minus wird in Bregenz angezweifelt, schließlich wisse niemand, wie viele der regulären Vignetten verkauft worden wären, wenn es die Billigvignette nicht gegeben hätte.

Die Bregenzer Grünen indes glauben nicht an eine dauerhafte Verkehrsentlastung durch die zweite Tunnelröhre. Vizebürgermeister Gernot Kiermayr befürchtet "Wiederauffüllungseffekte". (Jutta Berger, DER STANDARD, 1.7.2013)