Richard Lernbass zerpflückt nachhaltige Produkte.

Foto: OTS/Berg

Wien - Wer bei der Veranlagung auf nachhaltige Kriterien achten will, hat mittlerweile auch die Qual der Wahl. Denn Produkte mit dem Stempel "nachhaltig" oder "ökologisch" gibt es mittlerweile viele. Allein auf diese Klassifizierung zu achten ist für Richard Lernbass, Chef von Software-Systems, aber zu wenig.

Seit knapp 20 Jahren betreibt Lernbass ein Tool, mit dem eine Filterung von Produkten erfolgt. "Damit ermöglichen wir einen Einblick, der sonst nicht immer möglich ist", sagt Lernbass zum Standard. In Fonds könnten allerlei Titel enthalten sein. Auch Apple oder Nestlé könnten vorkommen - obwohl man dabei nicht in erster Linie an nachhaltige Unternehmen denken könnte.

Unterschieden gehörten daher zwei Zugänge: Will man nur jene Unternehmen in seinem Portfolio haben, die bereits vollständig den Kriterien für Nachhaltigkeit entsprechen oder Teil einer Entwicklung seien. Denn bei Apple habe auch der Druck der internationalen Investoren dazu geführt, dass die Arbeitsbedingungen beim Zulieferer Foxconn verbessert wurden. Hätten diese gesagt, sie schließen Apple von vornherein aus, wäre das vielleicht nicht passiert.

Druck ausüben

"Die Frage ist immer, ob man etwas aus Prinzip nicht kaufen will oder ob es nicht besser ist, Druck auszuüben", sagt Lernbass. Man könne sich auch für jene Unternehmen entscheiden, die sich bereiterklärt haben, dass sie sich in bestimmten Bereichen - etwa CO2-Ausstoß - verbessern wollen. "Solche Transformationsprozesse kosten ja auch Geld und müssen finanziert werden", sagt Lernbass.

Kommt ein Anleger nach einiger Zeit zu dem Schluss, dass die Fortschritte des Unternehmens zu klein sind, könne man sein Geld wieder abziehen. Auch das verschaffe Unternehmen Druck, vor allem, wenn es sich um große institutionelle Investoren handelt.

"Wichtig ist immer, dass Anleger ihre Präferenzen genau definieren", sagt Lernbass. Nur so könne auch das passende Produkt gefunden werden. Neben Finanzprodukten können mit seinem Tool auch Länder oder Banken gefiltert werden. Denn es sei nicht auszuschließen, dass in einem Fonds ein Unternehmenskonglomerat enthalten sei, wo ein kleiner Teil für nachhaltige Anleger nicht passt. Solche Verbindungen transparent zu machen ist das Ziel von Lernbass und seinen mittlerweile 34 Mitarbeitern.

Produkte filtern

So könnten nicht nur Bereiche wie Tabak, Waffen oder Alkohol kategorisch ausgeschlossen werden. Entscheidet sich jemand, den Bereich Rüstung für sein Portfolio zu akzeptieren, will aber Atomwaffen ausschließen, könne das ebenso herausgefiltert werden.

Mit der inhaltlichen Aufbereitung von Produkten für institutionelle Kunden hat das Unternehmen 2011 einen Bilanzgewinn von 1,2 Millionen Euro erzielt (eine Million davon ist ein Gewinnvortrag). Auch Privatanleger können das Tool nutzen. Lediglich ein Passwort müsse von Software-Systems angefordert werden.

Konkurrenz von Ratingagenturen, die auf nachhaltige Kriterien spezialisiert sind, fürchtet Lernbass nicht. "Diese haben einen anderen Ansatz", sagt der Experte (Bettina Pfluger, DER STANDARD, 29.6.2013)