Washington/London - Der US-Geheimdienst NSA hat nach einem Bericht der britischen Zeitung "The Guardian" auch Verbindungsdaten von US-amerikanischen Internet-Nutzern gesammelt. Unter Berufung auf einen geheimen Bericht der NSA-Aufsicht aus dem Jahr 2009 berichtete der Guardian am Donnerstag. Es gehe um E-Mail-Adressen sowie um die den Standort eines Rechners preisgebenden IP-Adressen.

Ursprünglich sei dieses kurz nach den Anschlägen von 2001 gestartete Spähprogramm beschränkt gewesen auf die Kommunikation unter Ausländern oder zwischen einer Person im Ausland mit jemanden in den USA. Von 2007 an sei es Jahre lang aber auch um Daten von US-Bürgern und in den USA ansässigen Personen gegangen.

Zuletzt war unter dem Namen PRISM das wohl größte bekannte Ausspäh-Programm öffentlich geworden. Dabei sollen in den USA Verbindungsdaten von Telefonkunden gesammelt sowie massenhaft E-Mails, Fotos, Videos, Dokumente und Audio-Dateien kontrolliert worden sein. Der frühere Geheimdienstmitarbeiter und Enthüller Edward Snowden wird von den USA gesucht. 

Ecuador hat noch nicht über Aufnahmen Snowdens entschieden

Die ecuadorianische Regierung hat nach den Worten von Präsident Rafael Correa noch nicht über eine Aufnahme von Snowden entschieden. "Dürfte er in ecuadorianisches Staatsgebiet einreisen? Das ist etwas, das wir zunächst nicht in Betracht gezogen haben", sagte Correa am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in der ecuadorianischen Stadt Quevedo. "Wir würden es möglicherweise prüfen, aber derzeit ist er in Russland."

In Ecuador liegt ein Asylantrag Snowdens vor. Dieser könne nicht geprüft werden, solange Snowden sich außerhalb des Staatsgebietes aufhalte, sei es in einem anderen Land selbst oder in einer ecuadorianischen Botschaft, sagte Correa. "Man beantragt Asyl in einem Land, wenn man sich in dessen Staatsgebiet aufhält", fügte der sozialistische Staatschef hinzu. "Rein technisch können wir den Asylantrag nicht einmal prüfen."

Die USA suchen Snowden als Enthüller umfassender Überwachungsprogramme des US-Geheimdiensts NSA per Haftbefehl. Sie fordern seine Auslieferung und haben seinen US-Pass entwertet, weshalb der 30-Jährige nach Darstellung Russlands seit Sonntag im Transitbereich des Moskauer Flughafens Scheremetjewo festsitzt.

In der Affäre Snowden hat Ecuador eine Verschlechterung der Beziehungen zu den USA in Kauf genommen und am Donnerstag sogar einseitig auf Zollvergünstigungen im Handel mit den USA verzichtet. Sie wolle sich dem Druck Washingtons nicht beugen, erklärte die Regierung. Das US-Außenministerium wies den Vorwurf der Erpressung zurück. Allerdings müsse Ecuador mit "sehr negativen Auswirkungen" rechnen, wenn es Snowden Asyl gewähre, sagte ein Sprecher. Ecuador bestritt indes Angaben, wonach das Land dem IT-Spezialisten ein Flüchtlingsdokument für die Einreise ausgestellt habe. (APA/Reuters, 27.6.2013)