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Die Wehrpflichtigen sollen nach der Grundausbildung zwischen vier Modulen wählen können.

Foto: apa/hbf/dragan tatic

Wien - Ganze 180 Maßnahmen sollen den Wehrdienst bald attraktiver machen - doch beim heikelsten Punkt ließen Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Donnerstag lieber General Othmar Commenda den Vortritt, das Vorhaben zu erläutern. Denn auf Seite 63 des 90-seitigen Hochglanzheftes, zu dem die Reform des Präsenzdienstes gebunden wurde, heißt es: "Die Beurteilungrichtlinien zur Feststellung der Tauglichkeit für den Dienst als Soldat und den Zivildienst werden überarbeitet." Das erklärte Ziel lautet: "Das bestehende System ist so weiterzuentwickeln, dass möglichst viele Stellungspflichtige zum Wehrdienst einberufen werden."

Doch der höchste Militär beschwichtigte, dass damit künftig nicht unbedingt mehr junge Männer eingezogen werden, das "starre System" werde nur "flexibler" ausgelegt: Wer bisher etwa wegen einer Verletzung nur vorübergehend untauglich war, werde nun mitunter nicht mehr alle ein, zwei Jahre zur Stellung bestellt, sondern eventuell gleich für untauglich erklärt. Andererseits könnten Burschen, die nicht den erforderlichen Leistungskriterien entsprechen, künftig sehr wohl in Sachen Cybersicherheit ausgebildet oder als Fahrer gebraucht werden. Mit einer höheren Zahl als den rund 23.000 Rekruten pro Jahr rechnet Commenda jedenfalls nicht: "Es wird sich die Waage halten."

Ansonsten pries das rot-schwarze Regierungsduo ausführlich seine Errungenschaften. Klug gelobte, dass man versuchen werde, "die besten Burschen am richtigen Platz einzusetzen", Mikl-Leitner schwelgte von " einem wunderbaren Tag für die Sicherheit der Republik".

Wie berichtet, sollen die Wehrpflichtigen nach der Grundausbildung zwischen vier Modulen wählen können: Beim ersten wird auf Inlandsaufgaben wie Katastrophenhilfe, Grenzsicherung und Objektschutz gesetzt, das zweite zielt auf den Cyber-Schutz ab, das dritte beinhaltet Systemerhalteraufgaben - wobei der Anteil der Funktionssoldaten bis Ende 2014 von derzeit 60 Prozent auf maximal 40 Prozent gedrückt werden soll. Das vierte Modul, das eine militärische Spezialausbildung bietet, zielt auf jene ab, die länger als sechs Monate beim Heer bleiben wollen.

Viele Maßnahmen wie der Talente-Check bei der Stellung oder die wöchentlichen Sportnachmittage können mit minimalem Aufwand umgesetzt werden, erklärte der Minister. Durch Umschichtungen im Ressort macht er 30 Millionen Euro pro Jahr etwa für zusätzliche Übungen, Schießsimulatoren und WLAN in den Kasernen locker. Dazu habe das Finanzressort zugesagt, dass für 2014 und 2015 sieben Millionen als Anschubfinanzierung verwendet werden können. (Nina Weissensteiner, DER STANDARD, 28.6.2013)