Wien - In Wien dürfte die Fertigstellung von rund 1000 Wohnungen, die von der Alpine begonnen wurden, um Monate verzögert werden, sagte Herbert Ludl, Sozialbau-Chef und Obmann der Wiener Gemeinnützigen, zum Standard. Die Hälfte davon sei noch im Rohbau. Die Sozialbau selbst sei kaum betroffen. Ein Wohnhaus mit rund 100 Einheiten am Wiener Hauptbahnhof, das die Alpine-Tochter Universale baute, sei zu 95 Prozent fertig. Die Restbausumme von einer Mio. Euro sei durch Deckungsrückstellungen gedeckt.

Allen betroffenen Mietern verspricht Ludl, dass die Gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften (alle zehn großen, v. a. Gesiba und Heimbau) die durch den Baustopp und die Neuvergabe entstehenden zusätzlichen Kosten von 15 bis 20 Prozent aus ihren Eigenmitteln zahlen werden. "Ich schließe aus, dass die Kunden zusätzlich finanziell belangt werden", so Ludl.

Die schlechte Nachricht: Der Wohnungsbezug verzögere sich durch den Baustopp um mehrere Monate. Das sei deshalb unangenehm, weil viele ihre bisherige Bleibe bereits gekündigt hätten und ihre Kinder in der neuen Umgebung für die Schule im Herbst angemeldet hätten. Wie lange die Kunden nun warten müssen, ist unklar, weil mit dem Masseverwalter Einvernehmen hergestellt werden müsse. Die Sozialbau hat eine Hotline eingerichtet.

Die Alpine war in der jüngsten Vergangenheit recht "umtriebig unterwegs" , so Ludl, weil sie häufig der Billigstbieter war. Das zum selben Preis eine andere Baufirma nun die Baustelle fertig führt, ist auszuschließen.

Land bietet Haftungen

In Niederösterreich sind an fünf Standorten 700 Beschäftigte von der Insolvenz betroffen, dazu kommen rund 300 Zulieferbetriebe mit 31.500 Mitarbeitern. Um Liquiditätsengpässe zu vermeiden, sichere das Land 50- prozentige Haftungsübernahmen für Betriebsmittel- und Finanzierungskredite bis zu 250.000 Euro zu, kündigte Landeshauptmann Erwin Pröll an. Bis zu 100.000 Euro seien im vereinfachten Verfahren innerhalb von zehn Tagen abzuwickeln. Weiters sollen im Budget 2014 vorgesehene Bauinvestitionen in der Größenordnung von 50 Mio. Euro auf diesen Herbst vorgezogen werden. 20 Millionen sollen für kleinere Instandhaltungen in die Hand genommen werden, die ebenfalls vorgezogen werden. Das sei relativ unbürokratisch möglich, weil dafür keine Ausschreibungen notwendig sind.

Die oberösterreichische Habau interessiert sich neben dem Alpine- Geschäft in Oberösterreich auch für Teile des Niederösterreich- Geschäfts. Das gesamte Absatzgebiet soll etwa 150 Mio. Euro ausmachen - mit rund 700 bis 800 Alpine-Mitarbeitern. Bei einem positiven Abschluss könnten die Bauarbeiten schon bald wieder aufgenommen werden.

In OÖ verhandelt Habau um eine Bauleistung im Volumen von 80 bis 100 Mio. Euro. Die Alpine Oberösterreich beschäftigt etwa 1000 Mitarbeiter.

Das Bau- und Transportunternehmen Felbermayr International mit Sitz in Wels will den Baubetrieb der oberösterreichischen Siemens VAI mit 100 Mitarbeitern übernehmen. Als das Unternehmen vor drei Jahren an die Alpine verkauft wurde, bot Felbermayr bereits mit. Durch die Aufspaltung der Alpine ist mit einem weiteren Wertverlust zu rechnen. Die Quote für die Gläubiger wird laut Kreditschützer höchstens zehn Prozent statt der ursprünglich angepeilten 20 Prozent erreichen. Die Gewerkschaft meldete die Ansprüche von 4905 Mitarbeitern an. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 27.6.2013)