Während Edward Snowden in den USA zum Staatsfeind Nummer eins mutiert ist und weltweit gesucht wird, hat der Großteil der Medien und der Öffentlichkeit vergessen, worum es in dem Fall eigentlich geht. Bevor Snowden seine Identität presigab, war die Empörung über die weltweite Datenüberwachung noch recht groß. Wenige Wochen später wird nur noch über den Aufenthaltsort des Enthüllers und die möglichen politischen Auswirkungen diskutiert. Putin hin, Obama her.

Es spielt keine Rolle, ob man Snowden als Held oder Verräter bezeichnet, denn am Ende sollte auch hier gelten: "Don't shoot the messenger." Man sollte sich immer noch vor Augen halten, dass einer der größten Geheimdienste dieser Welt unsere höchstpersönliche Kommunikation und unsere Privatsphäre nicht nur verletzt, sondern mit Füßen getreten hat und das mit hoher Wahrscheinlichkeit immer noch tut.

Anstatt aufzustehen und sich zu empören und darauf zu bestehen, dass es hier auch von österreichischen Behörden Aufklärung geben muss, wird darüber spekuliert, wo Edward Snowden ist und mit welchem Flugzeug er wann wohin geflogen ist. Einen Gefallen wird man dem "Whistleblower" damit nicht tun, denn er hat bewusst Dokumente veröffentlichen lassen, die auf diesen Abhörskandal aufmerksam machen sollten. Was hier passiert, ist grenzenlose Sensationsgeilheit, die uns am Ende allen schadet.

Es hat den Anschein, dass sich der Großteil der Bevölkerung auch in Österreich bereits damit abgefunden hat, zum potentiellen Terroristen degradiert zu werden. Was man mit wem wann und warum schreibt, sollte den US-Amerikanern völlig egal sein. Und unsere Volksvertreter sollten sich dafür einsetzen, dass sich hier etwas bewegt, unsere Daten geschützt und unsere Anliegen auch durchgesetzt werden - mit allen Konsequenzen. Und das ganz unabhängig davon, wo sich Snowden aufhält. (Iwona Wisniewska, derStandard.at, 26.6.2013)