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Gelsen, die Rüsseltiere unter den Vampiren.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Wien - Das hübsche Wort Gelsendippel hört man derzeit in Wien und entlang der Donau recht häufig. Der Grund: die Kombination aus Hochwasser und feuchtem Wetter. Denn die Feuchtigkeit sorgt dafür, dass die sogenannten Überschwemmungsgelsen nach Jahren der Inaktivität im trockenen Boden massenhaft schlüpfen und ausschwärmen.

"Das ist von null auf hundert gegangen", sagt Bernhard Seidel, der als Österreichs Gelsenexperte gilt. Bis zu 40 Kilometer von den Brutstätten entfernt können die Insekten auftreten, wenn sie passiv durch den Wind transportiert werden.

Die Schwärme könnten aber kleiner sein, wenn die Menschen etwas vernünftiger wären. Denn die Überschwemmungsgelsen leben praktisch nur in noch naturfernen Gebieten. Besonders Kraftwerke seien problematisch: " Das sind Gelsenbrutfarmen im großen Stil", sagt Seidel. In behördlichen Genehmigungsverfahren würden die Stechmücken aber keine Rolle spielen - " auch weil sich die Gesundheitsproblematik und der Verlust der Lebensqualität kaum beziffern lassen."

Malariaüberträger auch in Österreich

Die Tiere sind nicht nur nervtötend, sondern auch eine potenzielle Gesundheitsgefahr. Erst im März wurde bekannt, dass erstmals eine österreichische Gelse mit dem Vogelmalariaerreger im Blut entdeckt wurde. Der ist zwar für den Menschen nicht gefährlich, die Entdeckung zeige aber, dass es potenzielle Malariaüberträger nun auch in Österreich gebe, sagte Franz Allerberger von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit gegenüber der Austria Presse Agentur. Zusammenhänge sollen auch mit Fällen von West-Nil-Fieber und Infektionen mit dem Usutu-Virus bei Menschen bestehen.

Die Arbeiterkammer Oberösterreich merkt in einer Aussendung übrigens an, dass die Stechmücken keine Ausrede sind, um im Gastgarten ein zusätzliches Bier zu trinken. Denn die Vorstellung, dass der Alkoholdunst den tierbedingten Blutverlust verhindert, ist ein Mythos. Wirklich wirksam sind die klassischen Insektensprays oder Gels - und ein feinmaschiges Gitter vor den Fenstern. (Michael Möseneder, DER STANDARD, 27.6.2013)