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Einmal mehr gibt sich Jimmy Wales gegenüber Kritikern wenig gelassen.

Foto: AP

Während weiter um den Aufenthaltsort von PRISM-Aufdecker Edward Snowden gerätselt wird – laut Wladimir Putin hält der Whistleblower sich immer noch am Flughafen in Moskau auf -, beteiligt sich nun auch Wikipedia-Mitgründer Jimmy Wales an einer Jagd nach dem US-Amerikaner.

Wales will Snowdens Account finden

In einer Autorendiskussion zum Wiki-Eintrag von Snowden äußerte sich Wales auf seiner Talk-Seite wie folgt: "In den Medien gab es Berichte über Nutzerkonten, die auf verschiedenen Tech-Diskussionsseiten von Snowden verwendet worden sein sollen", so der Gründer. "Er war online offenbar eine sehr aktive Person, besonders vor ein paar Jahren. Es scheint mir sehr wahrscheinlich, dass er an der Wikipedia mitgeschrieben hat. Viele Menschen, die seinem Profil (der Typ 'techerfahrener Netzaktivist') entsprechen, tun das."

Wales fragte die Community, ob es irgendwelche Beweise oder Vermutungen diesbezüglich gibt. Eine Frage, die sich, wie der Examiner berechtigterweise vermutet, wohl auch viele Journalisten und Ermittler stellen. Die Sache hat allerdings einen Haken. Denn laut Wikipedias eigenen Richtlinien ist es Autoren verboten, die Identität anderer Autoren auszuspähen oder gar ihren Realnamen zu veröffentlichen. Faktisch rief Wales zu eben diesem Verstoß auf.

Angriff auf Kritiker

Ein belgischer Wiki-Administrator namens "Fram" erinnerte Wales an diesen Sachverhalt. Wales reagierte darauf – nicht zum ersten Mal – allerdings nicht besonders höflich und sah die "erfundene und unplausible Beschwerde" als "Schikane", das Auffinden von Snowdens Account wäre kein "Outing". Andere, die "Fram" zustimmten, bezeichnete er als "Trolle", mehrere Einträge der Talk-Seite wurden offenbar von Wales entfernt.

Von seinem Kurs ließ er sich auch nicht abbringen. "Fühlt euch frei, mir eure Sorgen direkt auf meiner Talk-Seite zuzutragen", so der Wikipedianer. "Jeder außer Fram ist willkommen, das hier weiter zu diskutieren." Der belgische Nutzer ist nicht der erste, der von Wales aufgefordert wird, sich nicht mehr auf seiner Talk-Page blicken zu lassen. Es gilt allgemein als bekannt, dass er oft wenig professionell mit sachlicher Kritik umgeht.

Wales widerspricht

Via Twitter widerspricht Wales nun dem Bericht. So schreibt er, dass es nicht seine Intention sei, einen etwaigen Wikipedia-Account von Edward Snowden zu finden. Er wollte lediglich öffentlich verfügbare Information über Snowden finden und eine Diskussion anregen.

Wales findet Snowdens frühere Einträge auf Ars Technica spannend, da sie seiner Ansicht nach "Leidenschaft und Prinzipien" zeigen und somit mehr über ihn verraten. (red, derStandard.at, 26.06.2013)

Update, 17.05 Uhr: Reaktion von Wales auf Twitter ergänzt.